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Ufoymungu Cristian, der in der DR Kongo wegen Unterernährung in Behandlung ist

Weltweite Kindersterblichkeit gemeinsam bekämpfen

Bei der globalen Kindersterblichkeit gibt es seit einigen Jahren eine positive rückläufige Entwicklung – seit dem Jahr 1990 hat sich die Zahl mehr als halbiert. Dennoch starben im Jahr 2021 täglich weltweit durchschnittlich etwa 13.800 Kinder vor ihrem fünften Lebensjahr. Auf das Jahr gerechnet erleben demnach über fünf Millionen Kinder nicht ihren fünften Geburtstag. Viele dieser Todesfälle sind vermeidbar. Die Kindersterblichkeitsrate zeigt: Noch immer besteht eine extreme Ungleichheit zwischen armen und reichen Ländern sowie zwischen der reichen und armen Bevölkerung innerhalb eines Landes.

Hauptursachen für Kindersterblichkeit sind – neben den Ursachen für Säuglingssterblichkeit – Durchfall und Lungenentzündungen bei Kindern unter 5 Jahren. Bei älteren Kindern und Jugendlichen gehören Infektionskrankheiten, (Verkehrs-)Unfälle, Gewalt, Suizide, Schwangerschaftskomplikationen und nicht übertragbare Erkrankungen zu den Haupttodesursachen. Mangelernährung ist häufig ein zusätzlicher Risikofaktor. Durch die Verbesserung medizinischer Versorgung und die Bereitstellung ausreichender und gesunder Nahrungsmittel können wir somit gezielt einen Beitrag zur weiteren Senkung der Kindersterblichkeitsrate leisten.

Deshalb setzen wir uns in den von Kindersterblichkeit besonders stark betroffenen Regionen für das Leben von Kleinkindern ein, indem wir beispielsweise Gesundheitssysteme stärken, Grundimmunisierungen durchführen sowie Kindern den Zugang zu lebenswichtigen Nährstoffen, Spurenelementen und Vitaminen gewährleisten und Zusatznahrung für unterernährte Mädchen und Jungen bereitstellen.

Was bedeutet Kindersterblichkeit?

Täglich sterben weltweit Tausende Neugeborene und Kinder. Einige Säuglinge überleben die Geburt nicht, viele andere Neugeborene sterben bereits nach wenigen Wochen. Unterschiedliche Definitionen für die Sterblichkeit von Kindern berücksichtigen dabei verschiedene Risikofaktoren sowie das Alter. Die Kindersterblichkeit, oder auch Unter-5-Kindersterblichkeit genannt, gibt an, wie viele Mädchen und Jungen pro 1.000 Lebendgeburten innerhalb der ersten fünf Lebensjahre sterben. Weltweit sind das von 1.000 Lebendgeburten durchschnittlich 38 Kinder. Über 80 Prozent der Todesfälle von Kleinkindern ereignen sich in Subsahara-Afrika und Südasien.  

Im Gegensatz dazu umfasst die Säuglingssterblichkeit (infant mortality) alle Todesfälle von Babys unter einem Jahr. Stirbt ein Neugeborenes innerhalb des ersten Lebensmonats, ist von der Neugeborenensterblichkeit (neonatal mortality) die Rede. Die Müttersterblichkeit wiederum, bei der die Frauen teils während der Geburt sterben, geht häufig mit der Säuglingssterblichkeit einher und ist, ebenso wie die hohe Sterblichkeit von Kindern, ein globales Problem. In diesem Text gehen wir vor allem auf die Unter-5-Kindersterblichkeit ein.

Positivtrend: Die Kindersterblichkeit ist weltweit rückläufig

Seit einigen Jahrzehnten zeichnet sich ein starker Rückgang der weltweiten Kindersterblichkeit ab. Es sterben immer weniger Kinder unter fünf Jahren. Allein von 1990 bis 2021 ist die Sterblichkeitsrate um 59 Prozent gesunken. Während die Gesamtzahl der Todesfälle im Jahr 1990 laut der United Nations Inter-agency Group for Child Mortality Estimation (UN IGME) noch bei 12,8 Millionen lag, waren es 2021 nur noch 5 Millionen. Die Anzahl der Kinder, die vor ihrem fünften Lebensjahr sterben, hat sich also mehr als halbiert und die Kindersterblichkeitsrate ist auf einem Tiefstand. Dennoch bleiben die Zahlen noch immer erschreckend hoch und es zeichnen sich starke globale Unterschiede ab.

Kindersterblichkeit im weltweiten Vergleich: Diese Länder sind am stärksten betroffen

Insbesondere in Ländern des globalen Südens – vor allem in Ländern Subsahara-Afrikas – wie dem Niger, Somalia, Nigeria oder dem Südsudan, haben Kleinkinder schlechte Überlebenschancen. Diese Regionen zählen zu denen mit der höchsten Kindersterblichkeitsrate weltweit. Hierbei zeigt sich deutlich die globale Ungerechtigkeit zwischen reichen und armen Regionen der Erde: Die Überlebenschancen eines Kindes sind in Europa und Nordamerika 15-mal bzw. in Australien oder Neuseeland 19-mal höher als in Subsahara-Afrika. Gerade vor dem Hintergrund, dass ein großer Teil der Todesfälle vermeidbar gewesen wäre, da das Wissen und die Mittel zur Verhinderung theoretisch – je nach Reichtum eines Landes oder einer Person -vorhanden wären, macht die Ungerechtigkeit hinter der globalen Kindersterblichkeitsrate deutlich. Dank Verbesserungen u. a. im Kampf gegen Kinderkrankheiten und Armut zeigt sich bei der Kindersterblichkeit jedoch eine positive Entwicklung, sodass in stark betroffenen Ländern (v. a. in den Ländern Subsahara-Afrikas) zuletzt ein Rückgang von zwei Drittel verzeichnet werden konnte.

Am höchsten ist die Kindersterblichkeitsrate in afrikanischen Ländern südlich der Sahara (Subsahara-Afrika):

Land Unter-5-Kindersterblichkeit (Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten) (Schätzungen der UN IGME für 2021)
Niger 115
Somalia 112
Nigeria 111
Tschad 107
Sierra Leone 105
Zentralafrikanische Republik 100
Guinea 99
Südsudan 99
Deutschland 3-4

 

Die Ursachen für den Positivtrend liegen zum einen in besseren Gesundheitssystemen, die in der Vergangenheit etabliert werden konnten. Der Zugang zu besserer Nahrung, sauberem Trinkwasser und ein Ausbau der Sanitärversorgung tragen ebenfalls dazu bei, dass Infektionskrankheiten und Mangelernährung bei Kindern entgegengewirkt werden können. Einfache, aber effektive Schutzmaßnahmen wie Impfungen sorgen dafür, dass Jungen und Mädchen unter fünf Jahren seltener und weniger schwerwiegend an vermeidbaren Krankheiten wie Masern, Tetanus oder Polio erkranken bzw. sterben. Zudem stellt die Frauenbildung und hier insbesondere der Zugang zu Schulbildung von jungen Mädchen den größten nicht-medizinischen Faktor in der Reduktion der Kindersterblichkeit dar. Armut, Herkunft und Bildung sind die drei großen Hebel und Hindernisse in der Verbesserung der Kindersterblichkeit in den betroffenen Ländern.

Ursachen für die Kindersterblichkeit in Ländern des globalen Südens

Zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern zählen vermeidbare Infektionskrankheiten wie Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen oder Malaria. Weitere Ursachen sind chronische Erkrankungen, aber auch Verkehrsunfälle. Dabei treten die genannten Erkrankungen in der Regel nicht allein auf, sondern in Kombination mit anderen verstärkenden Risikofaktoren. So sind beispielsweise Kinder mit akuter Unterernährung besonders stark gefährdet, da ihre Körper für eine erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten zu geschwächt sind.

Das gilt auch für Frühgeburten und Kinder, die während und nach der Geburt nicht ausreichend medizinisch oder hygienisch versorgt werden konnten. Der Zugang zu qualitativ hochwertiger und erschwinglicher (kostenfreier) medizinischer Versorgung und lebensrettenden Maßnahmen ist ebenso ein entscheidender Faktor.

  • Lungenentzündungen: Für Kleinkinder gehören Lungenentzündungen zur mit Abstand häufigsten Todesursache. Die Erkrankung wäre bei vielen Jungen und Mädchen vermeidbar oder gut behandelbar. Die Todesfälle sind auf eine fatale Kombination aus Unterernährung, widrigen Lebensumständen und Infektionskrankheit zurückzuführen.
  • Durchfallerkrankungen: Auch Durchfallerkrankungen bedeuten in ärmeren Ländern für Kinder unter fünf Jahren ein großes Gesundheitsrisiko. Mit der richtigen medizinischen Versorgung könnten viele Kinder in betroffenen Ländern vor der Erkrankung geschützt und v.a. im Krankheitsfall gut behandelt werden. Oft reicht ein kurzer Aufenthalt in einem Gesundheitszentrum zur Rehydrierung (Wiederauffüllen der Wasserreserven des Körpers).
  • Weitere Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Malaria: Malaria tritt hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten auf und birgt als eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten ein großes Risiko für alle Generationen. Doch insbesondere Babys und Kleinkinder sterben häufig an den Folgen einer Malaria-Infektion. In afrikanischen Ländern machen die Todesfälle bei Malaria von Kindern unter fünf Jahren zwei Drittel aller dort auftretenden tödlich verlaufenden Malaria-Infektionen aus (Quelle: WHO - Stand 2020).

Unterernährung als zusätzlicher Risikofaktor

Unterernährung bei Kindern gilt als einer der wesentlichen Risikofaktoren für eine erhöhte Sterblichkeit in den ersten Lebensjahren. Allein im Jahr 2019 starben Schätzungen zufolge 5,2 Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren. Bei rund der Hälfte dieser Todesfälle ist eine Unter- oder Mangelernährung der Kinder mitverantwortlich. Mit ausreichender Nahrung sowie einer ausgewogenen Ernährung ließen sich viele solcher Fälle vermeiden und die Kindersterblichkeit in weiten Teilen der Erde senken.

Mangelernährte Kinder weisen oftmals eine verzögerte körperliche und geistige Entwicklung auf. Sie sind im Vergleich zu normal genährten Kindern meist zu klein und zu leicht. Müdigkeit und Schwäche zählen ebenso zu den Symptomen. Es fehlt den Kleinkindern an wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen oder Spurenelementen, wodurch letztlich auch das Immunsystem der Kinder geschwächt ist. Sie sind besonders gefährdet, an Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Malaria zu erkranken.

Bereits mit einfachen Mitteln helfen wir vor Ort, um die Kinder bei akuter Mangel- oder Unterernährung zu behandeln, dieser langfristig durch Präventivmaßnahmen vorzubeugen und so das Risiko der Sterblichkeit zu minimieren.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Säuglings- und Kindersterblichkeit

Es gibt derzeit kaum belastbare Daten darüber, dass die Corona-Pandemie einen direkten Anstieg der Kinder- und Säuglingssterblichkeitsrate zur Folge hatte (Stand Januar 2023). Verfügbare Daten aus Oktober 2022 legen jedoch zumindest eine geringe direkte Auswirkung von Covid-19 auf die Sterblichkeit von Kindern nahe. Dennoch trugen viele Folgen der Pandemie indirekt zu einem erhöhten Risiko bei, so beispielsweise wirtschaftliche Folgen, die zu einem extremen Anstieg des weltweiten Hungers führten. Auch ein vorübergehend eingeschränkter Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie erschöpfte Gesundheitssysteme hatten fatale Folgen. Die genauen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kindersterblichkeit werden sich demnach erst nach einiger Zeit im vollen Ausmaß zeigen.

So helfen wir, um zur Senkung der Kindersterblichkeit beizutragen

Alle Kinder haben ein Recht auf eine gute Kindheit, dazu zählt auch das Recht auf Überleben und gesundes Aufwachsen, das in der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 festgehalten ist. Darin erkennen die Vertragsstaaten in schriftlicher Form an, dass Kinder unter anderem ein Recht auf Schutz vor Gewalt, ein Recht auf Bildung und ein Recht auf Leben haben. Für viele klingt dies selbstverständlich und doch zeigt sich immer noch, wie wichtig der Einsatz für Kinderrechte weltweit ist. Die Kindheit ist eine entscheidende und prägende Phase im Leben, daher benötigen Babys und Kinder besonderen Schutz und unsere Unterstützung.

Die Vereinten Nationen definieren darüber hinaus in der Agenda 2030 gezielt eine Senkung der Mütter- und Kinder- bzw. Säuglingssterblichkeit als eines der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals“, SDGs). Bis zum Jahr 2030 soll mit Hilfe des ausformulierten Entwicklungsziels zu „Gesundheit und Wohlergehen“ erreicht werden, dass weniger Neugeborene und Kinder an vermeidbaren Todesursachen oder behandelbaren Krankheiten sterben, sodass ihre Lebenserwartung insgesamt weiter ansteigt.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Gesundheitsversorgung, vor allem in ärmeren Ländern, verbessert und für alle zugänglich gemacht werden. Dazu zählt unter anderem auch, dass durch eine gerechte Verteilung von Impfstoffen sichergestellt wird, dass mehr Kinder eine Immunisierung erhalten.

Um der Kindersterblichkeit in unseren Projektländern entgegenzuwirken, setzen wir auf verschiedene Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, WASH und Ernährungssicherung. In Ländern wie Kolumbien, Thailand, Bangladesch oder der DR Kongo ist es unser Ziel, den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verbessern und qualitative Gesundheitsleistungen zu gewährleisten. Dafür bilden wir u. a. medizinisches Personal aus und weiter, versorgen Gesundheitszentren mit Medikamenten und Equipment und stellen die dortige Versorgung im Bereich WASH (Wasser, Sanitär und Hygiene) sicher.

Damit ermöglichen wir, dass Kinder in den von uns betriebenen oder unterstützten Gesundheitseinrichtungen eine hochwertige primäre und teils sekundäre Versorgung erhalten. Bereitstellung von Medikamenten für chronisch Erkrankte, Infusionen bei Durchfallerkrankungen, Antibiotika-Therapien bei Lungenentzündungen sowie Impfungen gehören zum Beispiel zu einigen der Maßnahmen, die wir durchführen und die essentiell für die Senkung der Kindersterblichkeit sind.

Außerdem klären wir über präventive Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Hygiene und Ernährung auf. Dabei ist es besonders wichtig, dem Risikofaktor der Unterernährung vorzubeugen. Hierfür informieren wir beispielsweise (werdende) Mütter und Familien in speziellen Workshops über gesunde und ausgewogene Ernährung, das Stillen, aber auch z.B. wie Infektionskrankheiten vorgebeugt werden kann.

Im Rahmen unserer Aktivitäten erhalten werdende Mütter und Kinder, die entweder unter- oder mangelernährt oder von Unterernährung bedroht sind, Zusatznahrung und werden von unseren Beraterinnen und Beratern langfristig beobachtet und betreut. Außerdem stellen wir sicher, dass auch die Grundversorgung mit Essen sichergestellt ist. In Kolumbien z.B. erhalten im Falle von Unterernährung die betroffenen Personen monatlich für vier Monate einen Korb mit Lebensmitteln.

Neben diesen direkten Maßnahmen führen wir auch Aktivitäten durch, die auf lange Sicht Mangel- und Unterernährung vorbeugen können, indem sie Familien helfen, sich selbst ausreichend versorgen zu können – wie z. B. Schulungen zum Anbau von Obst oder Gemüse sowie Verteilung von Saatgut und landwirtschaftlichen Gerät.

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