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Müttersterblichkeit und Säuglingssterblichkeit: noch immer ein globales Problem

Die Müttersterblichkeit befindet sich weltweit auf dem Rückgang und hat sich seit dem Jahr 2000 bis 2020 um mehr als ein Drittel verringert: Während 2000 noch schätzungsweise 446.000 Todesfälle registriert wurden, waren es 2020 nur noch 287.000. Dennoch stirbt weltweit alle zwei Minuten eine schwangere Frau.

Die Gründe für die Sterblichkeit sind vielfältig. Die meisten Fälle sind auf eine unzureichende medizinische Versorgung bzw. Geburtsbegleitung zurückzuführen. Häufig kommt es bereits bei der Schwangerschaft zu Komplikationen und spätestens bei der Entbindung selbst steigt das Sterberisiko für Mütter und ihre Babys aufgrund fehlender professioneller Hilfe vor Ort. Fehlende Bildung und eine mangelhafte Ernährung erhöhen zusätzlich das Sterblichkeitsrisiko.

Wir setzen uns daher gezielt im Bereich der Schwangerschaftsvor- und nachsorge sowie der Geburtshilfe ein und bieten in unseren Projektländern verschiedene Hilfsmaßnahmen mit dem Fokus auf die Mutter-Kind-Gesundheit an, wie beispielsweise eine sorgsame Aufklärungsarbeit für Mütter. So tragen wir zu einer weiteren Senkung der Sterblichkeit bei.

Was bedeutet Müttersterblichkeit?

Die WHO spricht von Müttersterblichkeit (maternal mortality), wenn die Mutter während der Schwangerschaft oder innerhalb der ersten 42 Tage nach der Entbindung stirbt, sofern dies nicht auf einen Unfall oder zufällige Umstände zurückzuführen ist.

Abgrenzend dazu werden unter der „späten Müttersterblichkeit“ (late maternal death) jene Sterbefälle zusammengefasst, die sich mehr als 42 Tage, aber weniger als ein Jahr nach der Geburt ereignen. Verschiedene Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen können vor allem in Kombination mit lebenserhaltenden Verfahren dazu führen, dass es zu einem verzögerten mütterlichen Sterbefall kommt. Die Müttersterblichkeitsrate gibt an, wie viele Mütter pro 100.000 Lebendgeburten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sterben.

Was ist mit Säuglingssterblichkeit gemeint?

Die Neugeborenensterblichkeit (neonatal mortality) beschreibt die jährliche Anzahl der Sterbefälle von Säuglingen innerhalb des ersten Lebensmonats. Doch nicht nur kurz nach der Geburt, bei der Entbindung oder während der Schwangerschaft besteht für viele Kinder Lebensgefahr. Die Daten zur weltweiten Kindersterblichkeit zeigen, dass täglich tausende Kinder noch vor ihrem fünften Lebensjahr aus oftmals vermeidbaren Todesursachen sterben. Dabei bestehen, wie bei der Mütter- und Säuglingssterblichkeit, große Unterschiede zwischen Ländern des Globalen Nordens und Ländern des Globalen Südens sowie auch zwischen Bevölkerungsgruppen innerhalb eines Landes.

Mütter- und Säuglingssterblichkeit im weltweiten Vergleich

Der weltweite Vergleich der Mütter- und Säuglingssterblichkeit zeigt deutliche Unterschiede zwischen Ländern des Globalen Südens und Ländern des Globalen Nordens. Beispielsweise lag die absolute Zahl der Mütter, die während der Geburt starben, in Deutschland im Jahr 2020 bei 34. In Tansania starben im selben Jahr hingegen 5.400 Mütter und für die Demokratische Republik Kongo ließ sich eine erschreckende Zahl von 22.000 Müttern, die während oder kurz nach der Entbindung starben, feststellen. Das entspricht einer Müttersterblichkeitsrate von 547 pro 100.000 Lebendgeburten (Stand 2020). Auch bei der Säuglingssterblichkeit zeichnet sich ein globaler Unterschied ab. So lag diese im Jahr 2021 in Deutschland bei rund 1.700 Neugeborenen, die ihren ersten Lebensmonat nicht überlebten. In der Demokratischen Republik Kongo wird hier im Vergleich – nach eigenen Berechnungen - ein Wert von ca. 108.500 Neugeborenen erreicht, die nicht älter als einen Monat werden (Stand 2021/2022).
 

  Deutschland Tansania DR Kongo Zielvorgabe Agenda 2030
Mütter, die während der Entbindung starben (inkl. Müttersterblichkeitsrate) Stand: 2020, Quelle: UNICEF 34 (4 pro 100.000 Lebendgeburten) 5.400 (238 pro 100.000 Lebendgeburten) 22.000 (547 pro 100.000 Lebendgeburten) max. 70 pro 100.000 Lebendgeburten
Neugeborene, die den ersten Lebensmonat nicht überleben (inkl. Säuglingssterblichkeitsrate) Stand: 2021/2022, Quelle: Destatis (2021, Zahl Deutschland), eigene Berechnungen + UNICEF / IGME 1.735 (2,19 pro 1.000 Lebendgeburten) 44.936 (20,01 pro 1.000 Lebendgeburten) 108.533 (26,48 pro 1.000 Lebendgeburten) max. 12 pro 1.000 Lebendgeburten
Neugeborene, die das erste Jahr nicht überleben (inkl. Säuglingssterblichkeitsrate) Stand: 2021/2022, Quelle: Destatis (2021, Zahl Deutschland) eigene Berechnungen + UNICEF / IGME 2.368 (3,03 pro 1.000 Lebendgeburten) 76.600 (34,11 pro 1.000 Lebendgeburten) 255.636 (62,37 pro 1.000 Lebendgeburten) -

Müttersterblichkeit während der Schwangerschaft

Komplikationen während der Schwangerschaft sind keine Seltenheit, doch in vielen Ländern des Globalen Südens werden diese zu einem erstzunehmenden Risiko für Mutter und Kind und tragen nicht selten zu einer erhöhten Müttersterblichkeitsrate bei. Insbesondere Mehrlingsschwangerschaften benötigen eine engmaschige medizinische Betreuung, die vor Ort häufig nicht gewährleistet werden kann. Ist die werdende Mutter unter 18 oder über 35 Jahre alt, liegt zudem grundsätzlich eine Risikoschwangerschaft vor. Treten während der Schwangerschaft Blutungen auf, kann dies ebenfalls zu Komplikationen führen und das Risiko für das ungeborene Kind und die Mutter erhöhen.

Weitere mögliche Risiken während einer Schwangerschaft für die Mutter und das Baby:

  • Chronische Unterernährung der Mutter
  • Es besteht eine Eileiterschwangerschaft.
  • Durch schlechte Hygienebedingungen entsteht eine Sepsis oder Infektion.
  • Aus Bluthochdruck entwickelt sich eine Präeklampsie (auch bekannt als Schwangerschaftsvergiftung), die eine Fehlgeburt auslösen kann.
  • Die Mutter leidet an einer Herz-, Kreislauf- oder Nierenerkrankung.
     

In Deutschland und vielen anderen Ländern des Globalen Nordens führt die Feststellung einer Risikoschwangerschaft dazu, dass unter Umständen Zusatzuntersuchungen und weitere medizinische Maßnahmen eingeleitet werden, um die Mutter und ihr Baby bestmöglich zu betreuen und weitere Komplikationen wie Blutungen zu verhindern. Diese Zusatzmaßnahmen werden zum Teil auch von den Krankenkassen übernommen.

In anderen Teilen der Erde ist eine solche intensive Betreuung und Überwachung schwangerer Frauen häufig nicht möglich. Weite Distanzen zu medizinischen Einrichtungen, fehlende finanzielle Mittel, mangelhaft ausgebildetes Gesundheitspersonal, unzureichende Aufklärung und wenige Informationsbereitstellung für Mädchen und Frauen erschweren die Bedingungen. Das kann vor allem in ärmeren Ländern fatale Folgen haben.

Mütter- und Säuglingssterben: das Risiko, bei der Geburt zu sterben

Die Entbindung selbst ist vor allem dann eine große Herausforderung für Mutter und Kind, wenn eine unzureichende medizinische Infrastruktur vorliegt. In vielen Ländern fehlt es nicht nur an den entsprechenden Räumlichkeiten für eine sichere Geburt, sondern auch an der richtigen medizinischen Ausstattung. Hinzu kommt häufig ein Mangel an Medikamenten sowie an professioneller Geburtsbegleitung, die die Mütter vor, während und nach der Geburt versorgen. In vielen Ländern ist das nächstgelegene Krankenhaus weit entfernt oder nur schwer erreichbar. Für schwangere Frauen in ländlichen Gebieten wird auf diese Weise der Zugang zu medizinischer Versorgung während der Geburt fast unmöglich, sodass Infektionen, unstillbare Blutungen oder andere Erkrankungen das Leben der Neugeborenen und der Mütter bedrohen. Entsprechend hoch sind in diesen Regionen die Mütter- und Kindersterblichkeitsraten.

Das größte Risiko für Mütter und ihre Babys besteht während und unmittelbar nach der Entbindung. Lange Wehen, starke Blutungen oder eine falsche Lage des Kindes führen Schätzungen zufolge dazu, dass in dieser risikoreichen Phase 2,8 Millionen Mütter und Neugeborene pro Jahr sterben. Für Kinder, die die Geburt überleben, birgt jedoch auch häufig der erste Lebensmonat ein hohes Sterberisiko. Dies gilt insbesondere für Babys, die zu früh auf die Welt gekommen sind oder bei denen es während der Geburt zu Komplikationen kam. Dennoch ist der Tag der Geburt für das Kind mit einem besonderen Risiko behaftet: Etwa ein Drittel aller Todesfälle von Neugeborenen, die ihren ersten Lebensmonat nicht überleben, ereignen sich am Tag der Entbindung.

 

Was sind die Folgen, wenn die Mutter oder das Baby bei der Geburt gestorben sind?

Die Risiken, die in Ländern des Globalen Südens mit der Geburt einhergehen, haben im schlimmsten Fall zur Folge, dass Mutter und Kind bei oder nach der Entbindung sterben. Doch häufig überlebt auch nur die Mutter oder nur das Neugeborene. Diese Fälle gehen für die Überlebenden jedoch mit weitreichenden Konsequenzen einher:

Wenn nur das Neugeborene ohne Mutter überlebt:

  • Die Mutter stirbt nach der Geburt und kann das Kind demnach nicht versorgen. Dadurch steigt das Sterberisiko des Neugeborenen rapide an.
  • Durch die fehlende Muttermilch wird die natürliche Immunisierung deutlich erschwert, wodurch das Kind anfälliger für Krankheiten ist.
  • Ohne Mutter aufzuwachsen, ist für das Kind eine schwere seelische Belastung und beeinträchtigt die persönliche Entwicklung des Kindes enorm.
  • Die Belastung für den Rest der Familie ist ebenso groß, da sie ein wichtiges Familienmitglied verlieren, trauern und gleichzeitig ein Neugeborenes zu versorgen haben. Je nach finanzieller Lage der Familie, haben sie auch mit Schulden zu kämpfen, die durch die Krankenhauskosten für Mutter und Kind, die Beerdigungskosten und die Ernährung des neuen Kindes anfallen - bei gleichzeitigem Wegfall der Arbeitskraft der Mutter.
     

Wenn nur die Mutter ohne ihr Kind überlebt:

  • Stirbt das Kind während oder kurz nach der Geburt, ist das für Mütter eine immense seelische Belastung.
  • Dieser Schicksalsschlag kann mitunter zu schweren Depressionen führen, auch Schuld- und Versagensgefühle sind nicht ungewöhnlich.
  • Einige Mütter tragen von Komplikationen bei der Geburt lebenslange psychische und emotionale Folgen davon.

Wir sorgen uns um das Wohlergehen Schwangerer und Neugeborener

Die Vereinten Nationen definieren in der Agenda 2030 („Sustainable Development Goals“, SDGs) 17 verschiedene Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Das dritte Ziel, SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“, adressiert gezielt das globale Problem der Mütter- und Säuglingssterblichkeit. Wir leisten unseren Beitrag, um zur Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit beizutragen, indem wir verschiedene Gesundheits- und Hilfsmaßnahmen in unseren Projektländern umsetzen. Unser Ziel ist es, die Schwangerschaftsvor- und -nachsorge vor Ort gezielt zu stärken und den werdenden Müttern einen besseren Zugang zur qualitativ hochwertiger Geburtshilfe zu ermöglichen.

Hierfür errichten wir beispielsweise Geburtskliniken und statten bestehende Gesundheitszentren mit dem nötigen medizinischen Zubehör und mit Medikamenten aus. In den Geburtskliniken gibt es Kreißsäle sowie professionell ausgestattete Operationssäle, damit im Fall einer Schwangerschaftskomplikation beispielsweise ein Kaiserschnitt durchgeführt werden kann. Zusätzlich bilden wir Hebammen und medizinisches Fachpersonal aus, damit Müttern und ihren Kindern eine umfangreiche Betreuung vor, während und nach der Geburt zuteil wird.

Indem wir eine ausreichende Wasserversorgung vor Ort sicherstellen, können hygienische Standards in den Einrichtungen eingehalten werden. Auf diese Weise reduzieren wir das Risiko der Übertragung von Infektionskrankheiten wie Malaria, Blutvergiftung oder Durchfallerkrankungen, die während und nach der Geburt auftreten können.

Mit unserer Aufklärungsarbeit informieren wir die Bevölkerung der umliegenden Regionen über unsere Gesundheitseinrichtungen und machen insbesondere Frauen und werdende Mütter darauf aufmerksam, die Geburtshilfe und -betreuung durch geschultes Personal wahrzunehmen.

Unsere Projekte für eine bessere Mutter-Kind-Gesundheit

Im Rahmen unserer Flüchtlingshilfe in Thailand setzen wir uns beispielsweise gezielt für die prä- und postnatale Versorgung von schwangeren Frauen ein und stellen sicher, dass diese bei einer Risikoschwangerschaft zur Entbindung in ein thailändisches Krankenhaus überwiesen werden. Für bessere Gesundheitsbedingungen in Flüchtlingscamps in Bangladesch stellen wir ebenfalls wichtige Gesundheitsdienstleistungen für Mütter und Kinder in drei Gesundheitszentren in verschiedenen Camps bereit.

Zudem legen wir vor Ort besonderen Wert auf das Monitoring des Ernährungszustandes von schwangeren Frauen, stillenden Müttern und Babys. Medizinische Notfälle werden in das nächstgelegene Krankenhaus überwiesen. Gesundheitshelferinnen und -helfer unterstützen schwangere Frauen in den Flüchtlingscamps in Bangladesch und sensibilisieren diese für notwendige Vorsorgeuntersuchungen.

This year's gift for her? Solidarität und Unterstützung für Frauen und Mütter in Not

Ohne Frauen geht nichts. Sie arbeiten, versorgen, schützen, organisieren, pflegen, lieben, trösten – egal wo auf der Welt, Frauen und Mütter sind das Rückgrat fast aller Gemeinschaften. Dennoch sind sie weltweit und besonders im Globalen Süden in vielen Lebensbereichen benachteiligt und besonders stark von sozialer Ungleichheit betroffen.

In unseren Projekten engagieren wir uns aktiv für Frauen, um eine gerechtere Gesellschaft zu fördern. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Frauen weltweit ein sicheres, gesundes und selbstbestimmtes Leben führen. Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie dieses Jahr zu Weihnachten Frauen in Not helfen können.

Zeigen Sie ihre Unterstützung für Frauen in Not

Häufige Fragen

Die weltweit höchste Müttersterblichkeit ist in Afrika zu verzeichnen. Allein auf die Region Subsahara-Afrika entfielen im Jahr 2020 etwa 70 Prozent der gesamten weltweiten Müttersterblichkeit. Am höchsten ist sie im Südsudan mit 1.223 Todesfällen auf 100.000 Geburten (Stand: 2020). Doch auch in anderen Regionen Afrikas ist das Risiko für werdende Mütter sehr hoch. Im Tschad liegt sie bei 1.063 und in Nigeria bei 1.047 Todesfällen auf 100.000 Geburten (Stand: 2020).

Die Wahrscheinlichkeit für Frauen, bei der Geburt zu sterben, ist weltweit sehr unterschiedlich. Dies hängt neben dem ungleichen Zugang zu medizinischer Versorgung auch damit zusammen, wie viele Kinder eine einzige Frau bekommt. Frauen in Ländern des Globalen Südens sind durchschnittlich in ihrem Leben häufiger schwanger als Frauen im Globalen Norden und somit einem höheren Risiko ausgesetzt, im Zusammenhang mit der Schwangerschaft oder an den Folgen der Geburt zu sterben. Dieses sogenannte Lebenszeitrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine 15-jährige Frau mittel- bis langfristig an den Folgen einer Geburt stirbt. In Ländern mit hohem Einkommen betrifft dies 1 von 5400 Frauen, in ärmeren Ländern 1 in 45 Frauen.

Die Corona-Pandemie hat weltweit zu erheblichen Belastungen der Gesundheitssysteme geführt. Durch Einschränkung der Gesundheitsdienstleistungen und einen Mangel an medizinischem Personal und Materialien konnten Routine- und Vorsorgeuntersuchungen häufig nicht stattfinden. Laut einer Studie gingen die Leistungen für Mütter und Kinder in 18 untersuchten Ländern (darunter u. a. Afghanistan, Ghana, Nigeria und Uganda) um durchschnittlich 2,6 % bis 4,6 % zurück.Vermeidbare Untersuchungen und Operationen mussten verschoben werden, sodass ausschließlich Patientinnen und Patienten mit COVID-19 behandelt werden konnten. Insbesondere Krankenhäuser in Ländern mit ohnehin schwacher Infrastruktur waren teilweise durch die Pandemie und ihre Einschränkungen stark überlastet und konnten schwangere Frauen häufig nicht ausreichend versorgen.

+++ Helfen Sie Müttern, ihr Baby gesund auf die Welt zu bringen +++
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