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Flüchtlingscamp in Bangladesch

Flüchtlingslager: Herausforderungen und Hilfeleistungen vor Ort

108,4 Millionen Menschen befinden sich nach Angaben der Vereinten Nationen (UNHCR) weltweit auf der Flucht (Stand: Dezember 2022). Etwa 62,5 Millionen der Geflüchteten sind sogenannte Binnenvertriebene (engl.: „internally displaced persons“, kurz IDPs) – sprich Menschen, die innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben wurden und Schutz suchen. 35,3 Millionen sind Flüchtlinge, die in ein anderes Land geflohen sind. 5,4 Millionen sind Asylsuchende. Von den Menschen, die die Grenzen ihres Landes überqueren, fliehen rund 70 Prozent in Nachbarländer. Etwa die Hälfte aller Flüchtlinge lassen sich nach ihrer Flucht in Städten oder urbanen Regionen nieder und versuchen dort einen Neuanfang (Stand: 2020). Doch auch Flüchtlingslager, die häufig mit den Flüchtlingsbewegungen erst entstehen, stellen für zahlreiche Menschen eine erste Anlaufstelle nach der meist gefährlichen und kräftezehrenden Flucht dar. Dort erhalten sie im Idealfall medizinische Grundversorgung, provisorische Unterkünfte, Lebensmittel, Trinkwasser und Zugang zu sanitären Anlagen.

In der Realität ist die Lage in vielen Camps jedoch prekär. Oft müssen Geflüchtete dort über Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte ausharren, bis über ihren weiteren Verbleib entschieden wird oder eine Rückkehr ins Heimatland infrage kommt. 2022 befanden sich rund 67 Prozent aller Geflüchteten in Langzeitflüchtlingssituationen (engl.: „protracted refugee situations“). Für einen dauerhaften Aufenthalt mit angemessenen Lebensbedingungen sind die Flüchtlingslager jedoch nicht vorgesehen. In vielen Flüchtlingscamps wie in Cox’s Bazar (Bangladesch), Zaatari (Jordanien), Kakuma oder Dadaab (Kenya) ist die Lage besonders kritisch. Auch in Griechenland, Italien und der Türkei sind hunderttausende Flüchtlinge auf humanitäre Hilfe angewiesen, beispielsweise im Camp Mavrovouni auf der griechischen Insel Lesbos, das dort nach dem verheerenden Brand im Lager Moria errichtet wurde. Als Positivbeispiel geht dagegen Uganda mit einer ausgeprägten Gastfreundschaft und einer vergleichsweise fortschrittlichen Flüchtlingspolitik voran. Das Land gilt als sechstgrößtes Aufnahmeland weltweit (Stand: 2022). Flüchtlinge aus dem Südsudan, Burundi oder Somalia erhalten dort bei ihrer Ankunft ein eigenes Grundstück in einer Siedlung, das sie bewohnen und bewirtschaften können. So will die Regierung die Unterbringung in Flüchtlingslagern weitgehend vermeiden.

Wie entstehen Flüchtlingslager?

Flüchtlingscamps werden mit dem Ziel errichtet, Geflüchteten sofortigen Schutz und Nothilfe zu bieten. Menschen auf der Flucht sind oft tage-, wochen- oder monatelang ohne ausreichende Nahrung und Trinkwasser unterwegs und kommen erschöpft und in teilweise lebensbedrohlicher gesundheitlicher Verfassung in den Lagern an. Dort soll idealerweise eine medizinische Notversorgung, Lebensmittel und Trinkwasser zuallererst das Überleben der Menschen sichern.

Für ein sicheres Flüchtlingslager muss im besten Fall ein geeigneter Standort gefunden werden. Dieser sollte sich nicht zu nah an der Grenze zu Kriegsgebieten befinden, aber dennoch gut zu Fuß aus den Krisengebieten erreichbar sein. Besonders wichtig ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie die Möglichkeit, das Lager mit großen Fahrzeugen oder mit dem Flugzeug zu erreichen, um die Versorgung der Menschen sicherzustellen. Einige Unterbringungen wurden jedoch zum Teil über Nacht notdürftig errichtet und bieten daher weder ausreichend Schutz noch sanitäre Einrichtungen. So geschehen 2017 in Bangladesch in der Region Cox‘s Bazar: Aus den ersten Notunterkünften wuchs hier das mittlerweile weltweit größte Flüchtlingslager.

Häufig werden Flüchtlingscamps jahrelang zum Zufluchtsort für die betroffenen Menschen und somit zu einer Art aussichtsloser Endstation. Über die akute Nothilfe hinaus müssen in den Lagern dann Bedingungen geschaffen werden, unter denen eine Vielzahl an Menschen für unbestimmte Zeit zusammenleben können. Im Flüchtlingslager Bidibidi in Uganda ist dies bereits Realität. Dort leben rund 200.000 geflüchtete Menschen, vorwiegend aus dem Nachbarland Südsudan, in eigenständigen Siedlungen (Stand: 2023). Die ugandische Flüchtlingspolitik agiert nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ und stellt strohgedeckte Lehmhütten zur Verfügung. An öffentlichen Brunnen können die Bewohner und Bewohnerinnen waschen und in kleinen Gärten vor den Unterkünften pflanzen sie Gemüse, um sich selbst zu versorgen. Dennoch haben es die Vertriebenen in ugandischen Flüchtlingslagern nicht leicht: Sie finden oft keinen Job, sind von ihren traumatischen Erfahrungen stark belastet oder stigmatisiert und leiden wie Teile der ugandischen Bevölkerung selbst an den Auswirkungen des Klimawandels, knappen Nahrungsmitteln usw.

Warum flüchten Menschen?

Die Ursachen für Flucht sind vielfältig und eng miteinander verknüpft: Krieg und gewaltsame Konflikte wie in Afghanistan, Südsudan, Syrien, Jemen oder der Ukraine haben zur Folge, dass zahlreiche Menschen aus Angst um ihr Leben fliehen. Auch politische, ethnische, religiöse oder geschlechtsspezifische Verfolgung sind Gründe für die Flucht. Zunehmend sind auch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Wirbelstürme, Erdbeben und extreme Dürre Auslöser der Fluchtbewegungen. Organisationen wie Malteser International setzen sich im Rahmen der Flüchtlingshilfe für die Menschen in Not ein, indem sie in Kooperation und Abstimmung mit anderen Hilfsorganisationen und den Hilfskräften vor Ort grundlegende Bedürfnisse abdecken und z. B. Unterkunft, Wasser, Nahrung, Schutz und medizinische Versorgung in Flüchtlingslagern bereitstellen.

Herausforderungen und Gefahren in Flüchtlingslagern

In vielen Flüchtlingslagern leben die Menschen unter unzumutbaren Bedingungen. Oftmals gibt es weder fließendes Wasser noch Strom. Häufig fehlt es auch an ausreichend Nahrungsmitteln, weshalb Rationen entweder gekürzt werden müssen oder nur eine sehr einseitige Ernährung möglich ist. Überfüllte Lager, mangelhafte sanitäre Einrichtungen, schlechte Hygienebedingungen und unzureichender Zugang zu sauberem Trinkwasser erhöhen das Risiko von Krankheitsausbrüchen, darunter Durchfallerkrankungen, Haut- oder Virusinfektionen. Neben den körperlichen Folgen ist auch die mentale Gesundheit der Vertriebenen in Gefahr.

In zahlreichen Lagern herrscht zudem ein Mangel an Fachpersonal, insbesondere für die medizinische und psychologische Betreuung. Vor allem schwangere Frauen und unbegleitete Kinder sind in überfüllten Flüchtlingscamps gefährdet. Viele Kranke müssen lange auf eine medizinische Behandlung warten, Frauen erhalten nicht immer Zugang zu ausreichender pränataler Betreuung. Häufig kann der Schutz, gerade von Frauen und Mädchen, in Camps nicht sichergestellt werden. Sie sind sexualisierter Gewalt bzw. der Angst vor dieser dauerhaft ausgesetzt. Schutzräume, abschließbare und nahe Duschen und Toiletten für Frauen und Mädchen gibt es nur  in den wenigsten Fällen.

Auch Naturkatastrophen bringen die Geflüchteten in einigen Lagern in Gefahr. In Cox’s Bazar in Bangladesch kommt es beispielsweise während der Monsun-Zeit regelmäßig zu heftigen Regenfällen, Überschwemmungen, Stürmen und Erdrutschen. Dabei werden immer wieder die Unterkünfte der Flüchtlinge zerstört oder beschädigt. Die Auswirkungen des Coronavirus in den Flüchtlingscamps verschärften die Gefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner zusätzlich.

Die größten Flüchtlingslager der Welt

Cox’s Bazar, Bangladesch

In Cox’s Bazar liegt das größte Flüchtlingslager der Welt. Es befindet sich in Bangladesch an der Grenze zu Myanmar und setzt sich aus vielen einzelnen Camps zusammen, die zusammen ein Megacamp bilden, das über 900.000 Menschen beherbergt (Stand: Oktober 2023). Die Bewohner und Bewohnerinnen sind hauptsächlich Rohingya, eine Volksgruppe aus Myanmar. Die muslimische Minderheit wird im überwiegend buddhistischen Myanmar verfolgt und vertrieben.

Dadaab, Kenia

Das Lager Dadaab in Kenia setzt sich aus drei einzelnen Lagern zusammen. Dort leben insgesamt über 300.000 Menschen (Stand: 2023). Viele Geflüchtete sind bereits in den 1990er Jahren aus den Nachbarländern Somalia und Südsudan angekommen und haben im Lager mittlerweile Kinder und Enkelkinder bekommen. Ein Cholera-Ausbruch im Oktober 2022 verschärfte die Lage im Flüchtlingscamp erheblich.

Bidibidi, Uganda

Das Lager Bidibidi in Uganda beherbergt rund 200.000 Flüchtlinge. Diese kommen vor allem aus dem benachbarten Südsudan (Stand: 2023). Bei Bidibidi handelt es sich vielmehr um eine Siedlung als um ein Flüchtlingscamp. Die Menschen vor Ort erhalten Werkzeug, Saatgut und Schulungen im Bereich Landwirtschaft, um sich weitgehend selbst zu versorgen.

 

So helfen wir Menschen in Flüchtlingscamps

Malteser International engagiert sich als Hilfsorganisation weltweit für Geflüchtete und vertriebene Menschen. In Flüchtlingslagern beispielsweise in Syrien, Uganda, Thailand und Bangladesch setzen wir uns seit mehreren Jahren für menschenwürdige Lebensbedingungen in den Lagern ein. Ein Beispiel ist unsere Arbeit im größten Flüchtlingslager der Welt in Cox’s Bazar in Bangladesch.

Dort haben wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation GK Gesundheitsstationen errichtet, in denen wir uns um die gesundheitlichen Grundbedürfnisse der Rohingya, aber auch der lokalen Bevölkerung kümmern, psychosoziale Unterstützung leisten und Mangelernährung bekämpfen. Dazu gehören ebenfalls Maßnahmen wie Gesundheits- und Hygienetrainings und die Zusammenarbeit mit umliegenden Kliniken.

 

Wir arbeiten insbesondere auch im Bereich der Mutter-Kind-Gesundheit. So umfasst beispielsweise unsere langjährige Flüchtlingshilfe in Thailand die prä- und postnatale Betreuung von Schwangeren, die Impfung von Kindern sowie die Bereitstellung von therapeutischer Nahrung für mangelernährte Kinder. Darüber hinaus sorgen wir in unseren Projektländern für eine zuverlässige Versorgung mit sauberem Trinkwasser, beispielsweise durch Wasserlieferungen oder die Installation von Brunnen, Wassertanks und -leitsystemen. In Syrien umfasste unsere Nothilfe für die intern vertriebenen Menschen nach dem schweren Erdbeben im Februar 2023 neben der medizinischen Versorgung zudem die Verteilung von Lebensmitteln und den Aufbau von Notunterkünften.

Ebenso setzen wir uns in Nordwest-Syrien in Flüchtlingscamps für vertriebene Menschen ein. In den Regionen von Nord-Aleppo und Idlib leben von rund 2,87 Millionen Flüchtlingen fast 2 Millionen in oder außerhalb von Flüchtlingslagern. Bei einer Gesamtbevölkerung von 4,55 Millionen Menschen in Nordwest-Syrien sind dort weit mehr als die Hälfte Flüchtlinge (Quelle: OCHA, 2023). Die Lager sind überfüllt und bieten den Menschen aufgrund einer prekären Versorgungslage nur in sehr begrenztem Rahmen notwendige Unterstützung. Durch den seit 2011 andauernden Krieg in Syrien, aber auch die Erbebenkatastrophe von 2023, stoßen die wenigen in der Region tätigen Hilfsorganisationen wie Malteser International immer wieder auf Hindernisse.

Bereits kurz nach Kriegsbeginn haben wir damit begonnen, die Menschen im Nordwesten Syriens zu unterstützen, insbesondere im Bereich der medizinischen Versorgung. Diese Hilfe wurde nach dem verheerenden Erdbeben weiter ausgebaut. Gemeinsam mit Partnerorganisationen unterstützt Malteser International Krankenhäuser, Basisgesundheitszentren und mobile medizinische Teams. Neben der Versorgung mit Trinkwasser helfen wir den betroffenen Menschen beim Anbau von Obst und Gemüse und fördern damit ihre Möglichkeit zur Selbstversorgung. Zudem werden Syrerinnen und Syrer psychosozial betreut. Außerdem haben wir über mehrere Monate im Erdbebengebiet Decken, Zelte und Matratzen und Nahrungsmittel verteilt.

Für unsere Arbeit weltweit sind wir direkt auf Ihre Unterstützung angewiesen. Ihre Spende ermöglicht es uns, lebenswichtige Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, sauberes Wasser und medizinische Versorgung bereitzustellen. Darüber hinaus helfen Sie uns, langfristige Lösungen zu entwickeln und den Flüchtlingen die Unterstützung zu geben, die sie dringend benötigen.  

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Flüchtlingshilfe: So helfen wir

Unzählige Menschen auf der ganzen Welt sind aufgrund von Konflikten, Verfolgung und Naturkatastrophen gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen und Zuflucht zu suchen. 

Ein Ende der Flüchtlingsbewegung ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Expertinnen und Experten schätzen, dass der Klimawandel, bewaffnete Konflikte und soziale Ungleichheit die Lage weiter verschärfen werden. Malteser International ist zusammen mit lokalen Partnern im Einsatz, um grenzüberschreitend Hilfe für Geflüchtete und Vertriebene zu leisten. 

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Auf der Flucht: Gesundheit darf nicht auf der Strecke bleiben

Allzu oft bleiben für Geflüchtete der Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung und die Achtung der Menschenwürde auf der Strecke. Wir sind der Überzeugung, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen Lebensumständen, das Recht auf Zugang zur Gesundheitsversorgung haben sollte. Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni haben wir in 2023 eine digitale Kampagne unter dem Titel "Auf der Flucht: Gesundheit darf nicht auf der Strecke bleiben" gestartet.

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Coronavirus in Flüchtlingscamps

Durch die ohnehin prekären Zustände in Flüchtlingscamps ist das Coronavirus für Bewohnerinnen und Bewohner eine zusätzliche gefahr. Das Immunsystem vieler Geflüchteter ist aufgrund der Umstände in den Lagern zudem bereits geschwächt. Die hohe Bevölkerungsdichte und der Mangel an sanitären Anlagen und sauberem Wasser macht die Bewohner noch anfälliger für Infektionen.

Malteser International setzt sich vor Ort ein, um hygienische Zustände zu verbessern und die Gesundheitseinrichtungen zu stärken. 

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Binnenvertriebene: auf der Flucht im eigenen Land

Binnenvertreibung ist ein globales Problem, das Millionen von Menschen betrifft. Aufgrund von Naturkatastrophen, bewaffneten Konflikten, Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen sind zahlreiche Menschen dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Die sogenannten Binnenvertriebenen oder IDPs (engl.: internally displaced persons) sind innerhalb der Grenzen ihres Herkunftslandes auf der Flucht. 

Die aktuelle Situation erfordert dringend Lösungen und umfassende humanitäre Hilfe. Zusammen mit lokalen Partnerorganisationen ist Malteser International stetig im Einsatz, um Menschen Schutz zu bieten und ihnen ein Leben in Sicherheit und Würde zu ermöglichen. 

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