EN | DE | FR
Jetzt Spenden

Zurück ins Leben - Ein sicherer Zufluchtsort für Frauen und Mädchen in Nigeria

Hinweis: In diesem Artikel geht es um sexualisierte Gewalt und Suizidgedanken.

Die 21-jährige Hadiza (Name geändert) kennt in ihrem Leben kaum etwas anderes als ein Leben auf der Flucht. Geboren wird sie im Nordosten Nigerias, einem Landesteil Nigerias, der seit rund zehn Jahren von verschiedenen militanten Gruppen terrorisiert wird. Bereits als Kind muss Hadiza mit ihren Eltern fliehen und findet in einem Geflüchtetencamp in Pulka, nahe der Grenze zu Kamerun, Zuflucht. Mit 15 Jahren, als Hadiza Feuerholz für die Familie sammelt, wird sie von einer Terrorgruppe entführt, gefangen genommen und vergewaltigt. Vier lange Jahre lang lebt sie in der Gewalt der Terroristen, bis sie vom nigerianischen Militär befreit wird. Vier lange Jahre lang ist sie den Übergriffen ausgeliefert. Als sie zu ihrer Familie zurückkehrt, hat sie ein 18-monatiges Kind und ist schwer traumatisiert.

Doch das Camp in Pulka bietet ihr nur scheinbare Sicherheit. Sie wird erneut vergewaltigt. Daraufhin verstößt ihr Vater sie. „Ich hatte mehrmals Selbstmordgedanken und dachte manchmal sogar daran, zur Terroristengruppe zurückzukehren, weil das Leben für mich sinnlos war. Ein Verwandter riet mir zu Malteser International zu gehen, wo ich meine Rettung fand“, sagt Hadiza heute.

Gewalt erlebt auch die 33-jährige Fatuma (Name geändert), nachdem sie mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern vor den Terrorgruppen flieht. Vor den Augen ihrer Familie wird sie von Mitgliedern einer militanten Gruppe vergewaltigt. Anschließend beschimpft ihr Mann sie und verstößt sie.

Das Leben auf der Flucht ist für Frauen gefährlich

Mehr als 110 Millionen Menschen weltweit leben auf der Flucht, die Hälfte davon sind Frauen und Mädchen. Sie sind dabei besonderen Gefahren ausgesetzt, wie beispielsweise sexualisierter Gewalt. Frauen haben in diesem Kontext oft selbst zu grundlegenden Rechten – Sicherheit, Nahrung, Gesundheit, Unterkunft, Nationalität und Bildung – nur eingeschränkten Zugang. Schon alltägliche Tätigkeiten wie Wasser holen oder zur Toilette gehen können vertriebene Frauen und Mädchen der Gefahr von Missbrauch aussetzen.  

Um Frauen und Mädchen in den Geflüchtetencamps in Nigeria zu unterstützen, haben wir 2021 mehrere Zentren eröffnet, um für Frauen wie Hadiza und Fatuma einen sicheren Zufluchtsort zur Verfügung zu stellen. Hier werden die Betroffenen von Gewalt psychosozial unterstützt.

„Eine der wirkungsvollsten Initiativen von Malteser International war die Einrichtung eines sicheren Raums für Frauen wie mich“, meint Fatuma. „Der sichere Raum bietet einen Zufluchtsort vor der Gewalt und eine Plattform für Austausch, wo wir unsere Sorgen äußern können, ohne Angst vor Verurteilung oder Vergeltung haben zu müssen. Hier erhalten wir Beratung und psychosoziale Betreuung.“ Daneben vermitteln die Mitarbeitenden immer wieder zwischen den Betroffenen von Gewalt und ihren Familien. Auch Fatuma lebt nun nach der Intervention von Malteser International wieder bei ihrer Familie.

„Meine Geschichte der Resilienz ist nicht nur meine eigene. Viele andere Frauen im Geflüchtetencamp haben ebenfalls positive Veränderungen erlebt. Gewalt gegen Frauen ist jetzt deutlich weniger geworden, und die Überlebenden erhalten die Unterstützung, die sie brauchen. Ich bin Malteser International dankbar für ihr unermüdliches Engagement im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen und für die Stärkung der Frauen in unserer Gemeinde“, sagt Fatuma.

Neben der psychologischen Betreuung erhalten die Frauen in den Zentren auch eine Berufsausbildung, wenn sie dies möchten. Durch ein eigenes Einkommen emanzipieren sie sich von ihren Familien.

Raus aus der Verletzlichkeit und Abhängigkeit

„Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich nach Abschluss der Berufsausbildung im Nähen ein neues Leben begonnen habe und nun mein eigenes kleines Schneidergeschäft führe, mit dem ich ein Einkommen erziele. Mit dem Geld kann ich mich und meine Kinder ernähren und den Kreislauf der Abhängigkeit und Verletzlichkeit durchbrechen. Ich bin glücklich, weil mein Mann mich jetzt in seine Entscheidungen einbezieht“, sagt Fatuma.

Auch Hadiza erhält im Zentrum von Malteser International Unterstützung. Sie wird psychosozial betreut, erhält Unterstützung bei der Überwindung ihrer Traumata und unsere Mitarbeitenden vermittelten im Konflikt zwischen ihr und ihrem Vater. „Seit der Unterstützung von Malteser International hat mein Vater ein offenes Ohr für mich, wann immer ich mit ihm sprechen möchte; er fragt mich sogar nach meinen Geschäften". Denn mittlerweile verdient Hadiza ihr eigenes Geld, nachdem sie im Zentrum lernte, wie sie Nudeln herstellt.   

Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Frauen weltweit ein sicheres, gesundes und selbstbestimmtes Leben führen. Mit Ihrer Spende schenken Sie Hoffnung für Frauen und Mütter in Not.

(November 2023)

Unterstützen Sie unsere Arbeit für Frauen und Mütter in Not!
Jetzt spenden