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Südsudan: Eine Kathedrale als Zufluchtsort in unsicheren Zeiten

Nach fünf Jahren Bürgerkrieg im Südsudan, den jüngsten Staat der Weltgemeinschaft, leben mittlerweile über vier Millionen Südsudanesen auf der Flucht, fast die Hälfte im eigenen Land. Manche Menschen hatten das Glück, bei ihrer Familie unterzukommen, viele aber leben in Flüchtlingscamps. Allein in der Stadt Wau im Nordwesten des Landes, haben zehntausende Menschen Zuflucht gefunden. Niemand weiß, wie viele es genau sind. Die Lebensumstände der Flüchtlinge in den Camps sind schwierig, Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt es kaum. 

 

Eigentlich ist Perina Radolfo eine sehr ruhige Frau. Ohne große Klagen lebt die 32-Jährige in einer alten Kathedrale, die rund 5.000 Menschen als Notunterkunft dient. In ihrem neuen Zuhause besitzt sie nur ein altes Bett mit Eisenrahmen, das sie sich mit ihren vier Kindern teilt. Es steht in einem zugigen Flur gleich neben dem Altar. So etwas wie Privatsphäre gibt es nicht: Die Flüchtlinge haben die Betten dicht an dicht gestellt, damit so viele Menschen wie möglich in das ehemalige Gotteshaus passen.

Wenn Perina Radolfo über den Überfall auf ihr Dorf spricht, wird sie laut. Sie berichtet aufgeregt, wie sie bei dem Massaker vor zwei Jahren miterleben musste, wie zahlreiche Dorfbewohner – darunter ihr Ehemann – ermordet wurden. Tausende andere Menschen konnten wie sie selbst vor den Milizen und Militärs fliehen. Sie fanden Obdach in den Kirchen und auf dem Gelände der Kathedrale in Wau. Bis heute bietet die Kirche den Menschen Schutz vor der andauernden Gewalt.

Sieben Millionen Südsudanesen brauchen dringend Hilfe

Die Lage für die Menschen wird immer schlimmer: Das eigene Feld zu bewirtschaften ist viel zu gefährlich geworden, seit Milizen und Soldaten alles plündern. Was noch übrig ist, verrottet auf den Feldern, denn niemand traut sich, die sicheren Zonen zu verlassen. Ganze Dörfer sind mittlerweile verwaist. Lebensmittel müssen aus Uganda und dem Sudan importiert werden, doch kaum jemand kann sich diese überhaupt leisten. Viele Menschen hungern.

Setzlinge und Werkzeug als Hilfe zur Selbsthilfe im Südsudan

Um den Menschen in Wau zu helfen, unterstützt Malteser International sie in den sicheren Gebieten der Stadt dabei, Obst und Gemüse anzubauen. So können sie sich selbst mit Lebensmitteln versorgen und den Überschuss auf dem Markt verkaufen.

Ramadan Klagish Bringi ist einer der Menschen, die von uns Hilfe bekommen. Der 52-Jährige floh ebenfalls vor Kämpfen nach Wau. Unsere Kollegen vor Ort gaben ihm Setzlinge und Werkzeug und unterstützten den Bauern dabei, Okra, Mais, Bohnen und Tomaten anzubauen. Sein einfaches, provisorisch errichtetes Haus liegt gleich neben dem Feld, damit er alles im Blick hat. Die Ernte ist nicht groß, aber sie reicht aus, um seine sechsköpfige Familie zu ernähren. 

Seit 2014 versorgen wir von Malteser International die Geflüchteten in Wau darüber hinaus mit sauberem Trinkwasser und Seife und verteilen Bargeld an besonders Bedürftige Menschen, wie Helda Lada Warwonda. Für sie ist es bereits der dritte Krieg, den sie erlebt. Sie ist über 80 Jahre alt, ihr genaues Alter kennt sie nicht. Beim Gehen klammert sie sich mühsam an einen Stock, sie sieht kaum noch etwas. Helda kann sich dank der Bargeldverteilung wenigstens das kaufen, was sie und ihre Enkelkinder am dringendsten benötigen. Nachdem auch ihr Sohn bei einem Massaker ums Leben kam, muss sie auch 17 Enkel versorgen. 

 

Perina Radolfo verdient sich mittlerweile etwas Geld, indem sie Waschlappen häkelt und verkauft. In ihr Haus wird sie selbst dann nicht zurückkehren können, wenn tatsächlich eines Tages Frieden einkehren sollte. Dort wohnt inzwischen eine andere Familie. Gemeinsam mit ihren vier Kindern schaut sie nun einer unsicheren Zukunft in Wau entgegen.

Erfahren Sie mehr über unsere Hilfsprojekte im Südsudan und wie Sie mit Ihrer Spende helfen können.

© Interviews und Bilder von Peter Pauls (2018)

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