Südsudan: Schulgärten gegen den Hunger
Im Südsudan unterstützen wir Schulgärten, um Kindern in Afrika eine Zukunft ohne Hunger zu ermöglichen. Das Wissen darüber, wie man erfolgreich und ertragreich Gemüse anbaut, versetzt die jungen Generationen in die Lage, sich selbst versorgen zu können.
Nachts sei die Angst am schlimmsten, sagt Mary James aus dem Südsudan. „Dann kann ich vor Sorgen um meinen Mann kaum schlafen. Dabei brauche ich die Ruhe, ich bin doch hochschwanger.“ Marys Mann ist als Soldat an der Front im Südsudan. Es ist schon ein halbes Jahr her, dass Mary ihn gesehen hat. „Ich vermisse ihn sehr und bete täglich dafür, dass er noch lebt und wohlbehalten zu uns zurückkehrt.“
Mary kümmert sich alleine um die Kinder. „Mein Mann und ich haben drei gemeinsame Kinder. Aber ich kümmere mich auch noch um die sechs Kinder meiner Schwägerin. Sie ist mit ihrem Mann in Bentiu, dort verläuft die Front und sie schafft es nicht zurück hierher zu ihren Kindern. Auch ihr Mann ist Soldat.“ Mary lebt mit den Kindern in Maridi, einer Kleinstadt im Südwesten des Südsudans. Dort ist es vergleichsweise friedlich, deswegen hat es in der letzten Zeit viele Binnenflüchtlinge auf der Suche nach Zuflucht und Sicherheit in die Gegend getrieben.
Schulungen in nachhaltiger und effektiver Landwirtschaft
Neun hungrige Kinder hat Mary also jeden Tag zu versorgen. Unsere Hilfe macht ihr das um einiges leichter. „Malteser International hat uns Saatgut und Werkzeuge zum Gemüse- und Getreideanbau gegeben. Außerdem haben sie uns gezeigt, wie man hier in der Gegend das meiste aus seinem Stück Land herausholt. Jetzt bin ich unabhängig und kann die Kinder und mich alleine ernähren. Die älteren Kinder unterstützen mich zum Glück bei der Feldarbeit, alleine würde ich es nicht schaffen, allein schon wegen der Schwangerschaft.“
Marys Mais wächst sehr gut und auch die Erdnüsse zeigen fruchtbare Triebe. Durch die Landwirtschaft kann sie nicht nur die Kinder und sich selbst satt machen, sondern auch überschüssige Erträge auf dem lokalen Markt verkaufen. „Außerdem haben wir gelernt, wie wir unsere Ernte am besten aufbewahren, damit sie lange hält und uns über die Monate ohne Erträge bringt.“ Dazu wurden kleine Silos und andere Lagerstätten gebaut. Früher hat Mary versucht, ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Getränken an die Soldaten in Maridi zu verdienen. „Aber das geht jetzt nicht mehr. Die Soldaten sind alle weg, an der Front. Also konnte ich keine Geschäfte mehr machen. Außerdem ist das eine sehr beliebte Arbeit, es gibt viel Konkurrenz, denn viele Frauen in Maridi versuchen so Geld zu verdienen. Damit konnte ich also nicht für ein ausreichendes Einkommen sorgen. Jetzt mit der Landwirtschaft geht es mir und den Kindern viel besser!“
Schulgärten und praktischer Unterricht für die Kinder
Auch die Kinder lernen bereits alles über moderne und ertragreiche Anbaumethoden in der Schule. In den meisten Schulen in der Gegend gibt es von uns unterstützte Schulgärten, in denen die Kinder das Erlernte auch direkt praktisch anwenden können. Das stellt sicher, dass auch die folgende Generation gut auf das Leben in der von Landwirtschaft geprägten Gegend vorbereitet ist. Um die Bevölkerung zusätzlich und nachhaltig zu stärken, stoßen wir zudem die Neugründung von Erzeugerverbänden und Kooperativen an. Das soll die Preise für Lebensmittel auf dem Markt stabilisieren. Diese sind seit Ausbruch der Unruhen extrem gestiegen. Außerdem sind viele Zulieferwege aufgrund der Konflikte nicht passierbar. Je stabiler sich die Bevölkerung also selbst versorgen kann, desto besser.
Mit dieser Perspektive kann auch Mary beruhigter in die Zukunft blicken: „Ich weiß, dass mein Kind hier gesund zur Welt kommen wird und dass ich es sicher ernähren kann. Außerdem sind wir hier in Maridi in relativer Sicherheit und nicht in der Nähe der Front. Alles, was mir jetzt noch fehlt, ist, dass mein Mann, meine Schwägerin und mein Schwager wohlbehalten von der Front zurückkommen. Dafür muss endlich dieser schreckliche Krieg aufhören. Dafür beten die Kinder und ich jeden Tag!“.
(2017)