Janifar Yone Jambi: Widerstandskraft inmitten von Krisen
Felder in sattem Grün junger Pflanzen säumen die rotbraune Straße, die zum Haus von Janifar Yone Jambi führt. Die 66-Jährige lebt in Kabu South, einer kleinen Gemeinde nicht weit vom städtischen Trubel der südsudanesischen Hauptstadt Juba entfernt. An diesem graubewölkten, nicht allzu heißen Tag empfängt sie uns – ein kleines Team von Malteser International – in einem hellblauen Kleid und mit einem freundlichen Lächeln. Sie führt uns auf ihren Hof, wo wir auf Plastikstühlen Platz nehmen, um über ihr Leben, ihren Alltag und ihre Arbeit zu sprechen. Wir möchten verstehen, wie die tiefgreifenden komplexen Krisen des Südsudans das Leben von Janifar prägen und wie sie diesen Herausforderungen entgegentritt.
Flucht und Verlust
Wie viele Menschen im Südsudan lebt Janifar nicht mehr an dem Ort, an dem sie geboren wurde. „Ich stamme ursprünglich aus Western Equatoria und bin in den 1980er Jahren wegen des Bürgerkriegs hierhergezogen. Seitdem lebe ich in der Nähe von Juba. Es ist wie meine Heimat geworden.“
Neben der Erfahrung von Flucht und Vertreibung teilt Janifar ein weiteres Schicksal mit vielen Südsudanesinnen und Südsudanesen: den schmerzlichen Verlust von geliebten Menschen in Folge von Krankheit, Krieg und Konflikten. „Ich habe fünf Kinder zur Welt gebracht – zwei Söhne und drei Töchter. Doch heute leben nur noch zwei meiner Töchter.“ Ihre anderen Kinder starben früh an Krankheiten. „Damals gab es kaum etwas zu essen, und wir hatten kein Geld für medizinische Versorgung. Wir mussten uns auf lokale Heilmittel verlassen, die leider nicht immer helfen.“ Auch ihren Mann verlor Janifar – er wurde vor vielen Jahren erschossen.
Gemeinschaft und Familie: Ein starkes Netz
Seitdem ihre Töchter eigene Familien haben, lebt sie allein in ihrem Haus. Doch Janifar ist eng eingebunden in ihre Gemeinde. „Später gehe ich noch in die Kirche. Ich lese die Bibel, bete und predige dort. Durch meine Aktivitäten in der Kirche bin ich hier im Ort sehr bekannt. Die Gemeinde kümmert sich um mich, wenn ich krank bin. Auch meine Töchter und Enkel besuchen mich regelmäßig.“
Zusätzlich unterstützen Nachbarn Janifar bei der Feldarbeit. Mit der Landwirtschaft und dem Verkauf von Holzkohle bestreitet sie ihren Lebensunterhalt.
„In den letzten Jahren hat der Klimawandel vieles verändert“ - Klimawandel und Konflikte
Doch nicht nur ihre Gemeinde steht ihr zur Seite. „Malteser International kümmert sich wie eine Mutter um uns. Dafür danke ich Gott.“ Malteser International hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern rund um Juba angesichts der enormen Herausforderungen durch den Klimawandel und die anhaltenden Konflikte zu unterstützen und zu stärken.
„Als wir hierherkamen, war das Leben gar nicht so schlecht. Wir hatten sehr gute Ernten und konnten von dem Geld Salz, Seife und sogar Kleidung kaufen. Doch in den letzten Jahren hat der Klimawandel vieles verändert. Jetzt bewirtschaften wir unsere Felder, aber es kann passieren, dass es gar nicht regnet. Das ist zermürbend.“
Und dann ist da der Konflikt mit den Viehnomaden: „Früher waren hier keine. Sie kamen etwa vor zwei Jahren.“ Zu dieser Zeit gab es in anderen Regionen im Land weitläufige Überflutungen, Vieh ertrank, Weideflächen wurden zerstört. Die Viehhirten zogen weiter nach Central Equatoria im Süden des Landes, in dem auch Juba liegt. „Letztes Jahr haben wir Mais angebaut. Eines Tages fanden wir unser ganzes Land zerstört vor – der Mais war niedergetrampelt, die Hirse ebenfalls.“ Häufig kommt es daher zu gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Bauern und Viehnomaden. „Ich hatte Begegnungen mit den Viehhirten, die sehr aggressiv waren.“
Herausforderungen gestärkt entgegentreten
Im Zuge unseres vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützten Projekts haben Janifar und über 100 weitere Menschen in ihrer Gemeinde an einem umfassenden Programm teilgenommen, um diesen Herausforderungen gestärkt gegenüberzustehen. „Wir haben landwirtschaftliches Werkzeug, Saatgut und Obstbäume bekommen. Das Saatgut bestand aus Dingen, die die meisten Menschen hier lieben: Erdnüsse, Bohnen, Hirse, Mais und Okra“, erzählt Janifar. Die Obstbäume erfreuen Janifar besonders, sowohl wegen der Früchte als auch aus einem anderen Grund: „Wenn ich eines Tages nicht mehr lebe, werden die Bäume weiterhin hier stehen.“
Neben dem Material erhielten Janifar und ihre Gemeinde Trainings zu nachhaltiger und an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft. „Wir haben gelernt, wie man Zwischenfruchtanbau anstelle von Monokultur betreibt. Früher bauten wir viele verschiedene Pflanzen durcheinander auf einem Feld an, aber jetzt wissen wir, dass es effizienter ist, in Reihen zu pflanzen und die Felder aufzuteilen.“
„Meine Hoffnung ist, dass sich die Dinge ändern und besser werden.“
Janifar schaut hoffnungsvoll auf die diesjährige Ernte: „Wir haben dieses Jahr mit den neuen Anbaumethoden begonnen, und schon jetzt sehe ich, dass die Ernte besser ausfallen wird als im letzten Jahr.“ Ihr Wunsch für die Zukunft? „Ich bete, dass Gott alle vor Krankheit schützt, damit sich nächstes Jahr alle auf die Landwirtschaft konzentrieren und glücklich sein können mit dem, was sie erreicht haben. Meine Hoffnung ist, dass sich die Dinge ändern und besser werden.“
Am Ende unseres Gesprächs laufen wir zu den Feldern, die wir auf dem Weg hierher gesehen haben. Es sind Janifars. Ihre Arbeit und ihr Einsatz haben die Jungpflanzen so sprießen lassen.
Das Interview mit Janifar wurde im Juli 2024 geführt.