Interview: Bäume für eine bessere Zukunft in Uganda
Für die Menschen in Norduganda ist der Klimawandel Realität: Regenzeiten schwanken oder fallen ganz aus. Der hohe Bedarf an natürlichen Ressourcen wie Holz belastet das Ökosystem zusätzlich. Malteser International geht dieses Problem an und hat im Arua-Distrikt 101.000 Bäume gepflanzt. Jetzt sollen weitere neunzig Hektar Wald wieder aufgeforstet werden.
Julius Kijali, Projektmanager von Malteser International in Uganda und Experte für Aufforstung, erklärt uns im Interview, wie wichtig der Schutz der natürlichen Ressourcen für Mensch und Umwelt ist.
Wie steht es um das Ökosystem im Norden Ugandas?
Julius Kijali: Das Ökosystem im Arua-Distrikt ist in hohem Maße gefährdet. Wenn ich mit den Bewohnern hier spreche, erzählen sie mir, dass es früher nicht so trocken war, wie es jetzt ist. Für die Menschen ist es also keine Frage, ob der Klimawandel existiert. Sie erleben seine Auswirkungen tagtäglich. Früher gab es in der Region außerdem viele Bäume. Das ist heute nicht mehr so. Durch Buschbrände und Abholzung schwinden die für die Umwelt und das Klima so wichtigen Waldflächen immer mehr. Sowohl die Geflüchteten, die hier leben, als auch die ugandische Bevölkerung sind auf Holz und landwirtschaftliche Fläche zum Überleben angewiesen. Sie brauchen das Holz zum Kochen und für ihre Häuser. Wenn jedoch so weitergemacht wird, besteht die Gefahr, dass das Ökosystem auf nicht allzu lange Sicht kollabiert. Das hätte auch verheerende Folgen für die Menschen.
Wie kann Malteser International diesen Problemen entgegenwirken?
Julius Kijali: Auf den ersten Blick könnte man denken, dass wir uns in einer Zwickmühle befinden: Wie können wir die Umwelt und natürlichen Ressourcen schützen und gleichzeitig den Menschen, die von den Ressourcen abhängig sind, helfen? Schließlich haben wir ja einen humanitären Auftrag. Auf den zweiten Blick wird jedoch deutlich, dass nur, wenn Mensch und Umwelt im Einklang leben und die Ressourcen nachhaltig verbraucht werden, das Ökosystem erhalten werden kann. Und nur dann hat auch der Mensch eine Chance auf eine langfristig bessere Zukunft. Der Schutz der Ressourcen und die Verbesserung der Perspektiven für die Menschen gehen also Hand in Hand.
Welche Maßnahmen werden konkret ergriffen, um dies zu verwirklichen?
Julius Kijali: Unser Ziel ist es, neunzig Hektar Waldfläche wieder aufzuforsten. Dafür arbeiten wir eng mit unseren Partnern und den Menschen vor Ort zusammen.
Wir bilden Kleinbauern in nachhaltiger Forstwirtschaft und Landwirtschaft weiter. Außerdem schulen wir Jugendliche im Betrieb von Baumschulen und stellen ihnen die nötigen Werkzeuge bereit. So können sie die Bäume für die Aufforstung der abgeholzten Gebiete aufziehen und gleichzeitig damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Im Sinne der Nachhaltigkeit wollen wir noch mehr Menschen dafür sensibilisieren, wie wichtig der Schutz und die Erhaltung der Umwelt ist. Die Zukunft des Planeten liegt in der Hand der jungen Generationen: Daher bilden wir Jugendliche zu Umweltschutz-Multiplikatoren aus und arbeiten mit Umweltclubs an Schulen zusammen. Andere Menschen erreichen wir über Radio-Talkshows.
Wir haben zudem auch die Ernährung der Menschen im Blick und werden 4.000 Obstbäume an Familien geben.
Warum ist das Pflanzen von Bäumen so wichtig?
Julius Kijali: Bäume sind ein Wunderwerk. Die Aufforstung des Waldes wird so viel bewirken: Das Ökosystem als Gesamtes wird sich in der Region verbessern. Das bedeutet, dass wir hier bessere Luft haben werden. Die Bäume wirken sich ebenso positiv auf den Grundwasserspiegel aus. Sie spenden Schatten für die Menschen. Bodenerosionen werden reduziert und gleichzeitig schaffen wir ein gutes Mikroklima für Pflanzen, sodass sie besser gedeihen können. So verbessert sich auch die Lebensgrundlage der Menschen.
Was bedeutet für Sie persönlich das Projekt?
Julius Kijali: Natur und Umwelt sind meine Leidenschaft. Wir alle sind abhängig von der Umwelt und leben von ihr. Für mich als Projektmanager und Forstwirt liegt mir der Schutz der Umwelt sehr am Herzen und ich freue mich, mit diesem Projekt dazu beitragen zu können, dass es Natur und Mensch hier im Arua-Distrikt bessergeht. Wenn wir die Umwelt nicht schützen, bedeutet das, dass wir uns selbst schaden. Daher liebe ich meinen Job und bin dankbar, wenn wir Unterstützung von den Menschen in Europa erhalten.
Letztendlich gehört alles zusammen. Ein in Uganda gepflanzter Baum ist ebenso wichtig für die Menschen, die sich auf der anderen Erdhalbkugel befinden.
Redakteurin: Anne Hensel