"Das Wasser nahm uns alles"
Carmene Cimervil (46) hat nun auch das wenige, was sie und ihre Familie noch besaß, verloren. Hurrikan “Matthew” verursachte in der Nacht zum 4. Oktober 2016 schwerste Verwüstungen, vernichtete Ernten und Existenzen im bitterarmen Karibikstaat. Mehrere hundert Menschen starben. Tausende Behausungen, ohnehin schon ärmlich und provisorisch, wurden einfach weggefegt.
So wie die notdürftige Wellblechhütte von Familie Cimervil in Cité Soleil, einem Elendsviertel in der Hauptstadt Port-au-Prince. “Unser Zuhause lag nah an einem Wasserkanal. Als es stark regnete und stürmte, gab es eine Überschwemmung. Ich flüchtete mit meinen Kindern in eine Kirche, wo wir die Nacht auf dem blanken Fußboden verbrachten. Ich war alleine. Mein Mann arbeitet als Tagelöhner außerhalb der Stadt.“, schildert Carmene Cimervil den Mitarbeitern von Malteser International vor Ort. Als Carmene Cimervil am nächsten Tag zurückkehrte, waren die wenigen Habseligkeiten der Familie wie Kleidung und Küchengeschirr weggespült, das Dach ihrer Hütte zerstört.
Viele Menschen schlafen in Notunterkünften
Mit alten Stücken aus Holz und Wellblech besserte Carmene Cimervil ihre Unterkunft notdürftig aus, die Familie muss sich im Augenblick auf dem Hof im Freien waschen, das Essen bereitet sie in ihrer Behausung aus Zeltplanen zu. Wenn sie denn etwas zum Kochen hat: „Meine größte Herausforderung besteht darin, meinen Kindern etwas zu essen zu organisieren.“ Die Haitianerin lebt mit fünf Kindern zwischen elf und 25 Jahren unter diesen Bedingungen. Sie müssen auf dem Boden schlafen, weil es nur ein Bett gibt. „Ich bin verzweifelt, aber ich muss für meine Kinder stark sein“, berichtet Carmene den Mitarbeitern von Malteser International. Jeden Morgen um 05.30 verkauft Carmene Cimervil auf dem Markt gebrauchte Kleidung, um mit dem kleinen Gewinn etwas zu essen für sich und ihre Kinder zu kaufen.
Malteser International unterstützt die Familien, die vom Wirbelsturm besonders hart getroffen wurden
Malteser International versorgt die Familie jetzt mit Hygieneartikeln. Carmenes Sohn, 25 Jahre alt, arbeitet inzwischen in einem Team von Malteser International, das die Kanäle reinigt und bei den Aufräumarbeiten mithilft.
Seit dem Erdbeben von 2010 ist Malteser International vor Ort. Nach dem Wirbelsturm Matthew unterstützen sie die Aufräumarbeiten und stellen Materialien für die Reinigung der Straßen und Kanäle bereit. Die Mitarbeiter verteilen dringend benötigte Hygiene-Kits in den notleidenden Gebieten, initiieren Gesundheitsaufklärungskampagnen und unterstützen Fischer in Belle Anse, einem der ärmsten Regionen im Südosten des Landes.
Doch Hilfe wird auch in Zukunft dringend benötigt, „Ich wünsche mir für meine Kinder wieder ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und dass sie eines Tages zur Schule gehen können.“
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(22.November 2016, Petra Tabeling)