Cristals Neuanfang in Kolumbien
Obwohl Venezuela das Land mit den größten Erdölreserven der Welt ist, sind Grundnahrungsmittel dort Mangelware. Die anhaltende Wirtschaftskrise verschlechtert die Versorgungslage in dem einst reichen südamerikanischen Land täglich. Die wenigen Nahrungsmittel, die noch verfügbar sind, werden für die Mehrheit der Bevölkerung immer unerschwinglicher.
Auch Cristal Suarez ist von dieser Krise betroffen. Die junge Venezolanerin wächst in einfachen Verhältnissen im nordwestlichen Bundesstaat Zulia auf und wird kurz vor ihrem Schulabschluss schwanger. Selbst noch ein Kind, übernimmt sie mit 17 Jahren die Verantwortung für ihr Neugeborenes. Nachdem sie die Schule beendet, fängt sie an zu arbeiten, um auch ihre jüngeren Geschwister zu unterstützen, denn das Einkommen ihrer Eltern reicht nicht aus. Doch in dem krisengebeutelten Land ist es alles andere als einfach, eine Familie zu ernähren. Um ihre Familie besser unterstützen zu können, beschließt Cristal schweren Herzens, ihr Heimatland zu verlassen und im benachbarten Kolumbien Fuß zu fassen.
"Meine Familie war nicht mit meiner Entscheidung einverstanden. Sie meinten, ich wäre zu jung, um diese Entscheidung zu treffen. Durch die Situation in Venezuela blieb mir aber keine andere Wahl. Mein Freund, der bereits in Kolumbien lebte, hat mich in meiner Entscheidung unterstützt. Er war auch derjenige, der mich aufnahm", sagt sie.
In Santa Marta, im Norden Kolumbiens, hofft Cristal auf ein besseres Leben. Doch die Realität holt sie schnell ein. Ohne gültige Papiere ist es schwierig, eine Arbeit zu finden. Bei der jungen Venezolanerin machen sich erneut Zukunftsängste breit, doch schließlich findet sie Arbeit als Haushaltshilfe. Mit jedem mühsam verdienten Peso wächst Cristals Erspartes. Ihr Ziel: ihren kleinen Sohn nach Kolumbien holen. Endlich begannen sich die Dinge für Cristal so zu entwickeln, wie sie es sich erhofft hatte, da stellt sie fest, dass sie zum zweiten Mal schwanger ist. Ihre anfängliche Freude schlägt schnell in Sorge um: Kann sie mit ihrem geringen Gehalt ein weiteres Kind ernähren? Was, wenn Komplikationen auftreten? Denn ohne gültige Papiere hat sie keinen Zugang zum Gesundheitssystem.
Schwierige Zeiten
In den ersten Wochen ihrer Schwangerschaft kämpft Cristal mit quälenden Blutungen und Unterleibsschmerzen. Angst und Sorge nagen an ihr. Doch dank einer Freundin erfährt sie von der Unterstützung, die Malteser International in Santa Marta anbietet: kostenlose medizinische Versorgung für Frauen in Not. Sie wendet sich an die Organisation und durchläuft verschiedene Untersuchungen, darunter Bluttests und Ultraschall. Die Diagnose trifft sie wie ein Schlag: eine Eileiterschwangerschaft, die ihr Leben bedroht. Sofort wird Cristal von dem erfahrenen Ärzteteam medizinisch versorgt. Doch nicht nur die körperliche Gesundheit steht im Fokus. Um Cristals Ängste und Sorgen während dieser schwierigen Zeit zu lindern, erhält sie zudem professionelle psychosoziale Betreuung.
Leider konnte eine Fehlgeburt trotz aller Bemühungen nicht verhindert werden. Auch in der nachfolgenden schweren Zeit steht Malteser International ihr zur Seite. "Nachdem ich mein Baby verloren hatte, fiel ich in eine Depression. Wenn ich früher von Malteser International gewusst hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen. Aber dank der Therapiesitzungen habe ich verstanden, dass das Leben weitergehen muss. Mein Sohn braucht mich", sagt sie.
Neue Hoffnung
2023 wird Cristal erneut schwanger. Wieder ist sie voller Sorge – aber auch hoffnungsvoll. Denn diesmal wendet sie sich direkt an Malteser International und nimmt am Gesundheitsprogramm für Schwangere teil. "Von Anfang an wurde ich hervorragend betreut. Ich wurde sogar angerufen und an meine Termine erinnert. Und wenn ich nicht kommen konnte, kamen die Mitarbeitenden für die Untersuchung zu mir nach Hause. Ich bin Malteser International unendlich dankbar, denn diesmal habe ich ein gesundes Kind zur Welt gebracht", sagt die heute 23-jährige Cristal.
Das Gesundheitsprogramm von Malteser International bietet schwangeren Frauen ohne Zugang zum Gesundheitssystem kostenlose medizinische Untersuchungen sowie Medikamente. Darüber hinaus erhalten unterernährte Mütter und ihre Kinder Ernährungshilfe.
Cristals Geschichte zeigt, dass selbst in den schwierigsten Situationen Hoffnung und Neuanfänge möglich sind. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie uns dabei, Frauen und Müttern weltweit ein gesundes Leben zu ermöglichen.
(März 2024)