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Durch Gemeindedialoge zu einer besseren Gesundheitsversorgung

Rafael Perez Uriana ist einer der Vorsteher des Kuskat-Reservats, das nur wenige Kilometer von der Landstraße entfernt liegt, die Riohacha mit dem Dorf Mayapo im Norden Kolumbiens verbindet. Er ist einer von 380.460 Wayuu, die laut der letzten Volkszählung die größte indigene Bevölkerungsgruppe in Kolumbien darstellen. Perez Uriana kann nicht lesen und schreiben, da er nie die Schule besucht hat. Für seinen Vater war es wichtiger, dass er sich auf die Ziegen- und Schafzucht konzentrierte. Heute bedauert er es, denn durch eine entsprechende Schulbildung wüsste er heute mehr über seine Rechte und könnte sich noch besser für seine Gemeinde einsetzen, sagt er.

Nach Angaben des Nationalen Amts für Statistik in Kolumbien ist das nördlich gelegene La Guajira die ärmste Region des Landes. 67,4 % der Bevölkerung sind von Armut betroffen. Insgesamt können fast 81,1% der Wayuu-Bevölkerung ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist nach wie vor eines der größten Probleme in der Region. Zwar verfügen einige der Wayuu-Reservate über Brunnen, jedoch kann aufgrund mangelnder Wartung kein sicherer Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährleistet werden. Das Wasser aus natürlichen Quellen ist oft nicht zum Trinken geeignet.

Die Reservate der Wayuu liegen verstreut in den ländlichen Gebieten der Region, wo viele von ihnen unter schlechten Bedingungen leben. Wasserknappheit und extreme Dürre machen den Anbau von Lebensmitteln immer schwieriger. Außerdem ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung in den abgeschiedenen Reservaten stark eingeschränkt.

Der weit verbreitete Analphabetismus, der niedrige Bildungsstand und die Sprachbarriere erschweren den Wayuu den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen. 23,5 % der Wayuu-Bevölkerung haben keine Schule besucht und nur sehr wenige sprechen Spanisch. Zweisprachige Gesundheitseinrichtungen sind nicht üblich, und es gibt in La Guajira nicht viele Übersetzer, die sowohl Spanisch als auch Wayuunaiki, die Wayuu-Sprache, sprechen. Das erste Wayuunaiki-Spanisch-Wörterbuch wurde erst 2015 veröffentlicht. Außerdem ist der Zugang zu Informationen und Bildung stark einschränkt, nur 2,4 % der Bevölkerung verfügen über einen Internetzugriff.



"Wie viele andere in meinem Alter hatte ich nicht die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Deshalb sage ich allen, dass sie sich dafür einsetzen sollten, dass ihre Kinder einen Zugang zu Bildung bekommen. Wenn sie das nicht tun, werden ihre Kinder es ihnen später übelnehmen."

Rafael Perez Uriana
 

Durch verschmutztes Trinkwasser haben die Kinder im Kuskat-Reservat häufig Parasiten. Die Gesundheitseinrichtungen sind jedoch weit von den Reservaten entfernt. Das nächstgelegene medizinische Zentrum befindet sich im Dorf Mayapo. Für kompliziertere Behandlungen jedoch müssen die Familien nach Riohacha, die Hauptstadt der Region fahren. "Um voranzukommen, brauchen wir drei Dinge: Wasser, eine Gesundheitseinrichtung und eine Schule", so Rafael Perez Uriana.

Malteser International unterstützt die Wayuu durch zahlreiche Projekte. Im Fokus stehen, unter anderem, WASH (Wasser, Sanitär und Hygiene), die Prävention von COVID-19 und der Zugang zu Gesundheitsversorgung.

Die mobilen Kliniken von Malteser International haben die Gesundheitsversorgung der Wayuu maßgeblich verbessert. Dort werden unter anderem medizinische Behandlungen und Impfungen durchgeführt und Hygienesets verteilt. Davon profitieren vor allem Hochrisikogruppen wie Schwangere, Kinder, Menschen mit Behinderungen und Migrantinnen und Migranten.

Um die Gesundheitsversorgung der indigenen Bevölkerung zu fördern, unterstützt Malteser International Dialoge und Workshops zwischen indigenen Gemeinden, lokalen Regierungsbehörden und Gesundheitsdienstleistern. Diese Dialoge helfen den Vorstehern der indigenen Gemeinden, die Interessen ihrer Gemeinschaft besser vertreten zu können. Bereits mehr als 20.000 Menschen konnten durch das Projekt erreicht werden. 

Zudem wurden fünfzig Personen zu sogenannten Community Healthcare Managern ausgebildet, um die Qualität und den Zugang zur Gesundheitsversorgung in ihren Gemeinden zu verbessern. Das Projekt unterstützt die indigene Bevölkerung darin, dass ihre Stimme gehört wird, und setzt sich für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung ein, bei der traditionelle medizinische Praktiken erhalten und ergänzt werden. Auch wenn die Arbeit erst am Anfang steht, ist das Potenzial für Veränderungen enorm und Rafael Perez Uriana und viele andere Mitglieder der Gemeinschaft blicken hoffnungsvoll in eine bessere Zukunft.

Januar 2023

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