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Ein Geschenk der Wärme und Hoffnung

 

 

"Auch wenn ich nicht viel habe, so habe ich doch diese Decke; ich trage sie immer bei mir, denn sie hat alle meine Kinder gewärmt. Und wenn ich mich an mein Leben in Venezuela erinnern will, decke ich mich mit ihr zu.

Milagros Perez

 

Mit gerade einmal 16 Jahren wurde Milagros ungeplant schwanger. Es war eine Zeit voller Unsicherheit und Furcht, doch sie war nicht allein. „Meine Mutter sagte mir, dass sie voll und ganz hinter mir stehen würde“, erzählt Milagros und streicht dabei über eine alte Decke, die sie von ihrer besten Freundin geschenkt bekam, als diese von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Diese Decke wurde zu einem Zufluchtsort, einem Symbol des Schutzes. „Jedes Mal, wenn ich sie berühre, erinnert sie mich daran, dass ich stark bleiben kann“, sagt sie mit einem Blick voller Erinnerungen.

In Venezuela war es schon lange eine Herausforderung, eine Familie zu gründen und Kinder großzuziehen, doch die Situation hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Die Krise zwang Milagros und ihre Familie vor zwei Jahren zur Flucht – erst ihre Mutter, und dann Milagros selbst, die im Januar dieses Jahres mit ihrem Partner und ihren drei Kindern die Grenze nach Kolumbien überquerte. Heute lebt die Familie in einem kleinen Mietshaus in Riohacha, einer Küstenstadt in der Region La Guajira, nahe der venezolanischen Grenze.

Milagros ist eine von Millionen, die von der Krise in Venezuela betroffen sind. Seit 2014 haben über 7,7 Millionen Menschen das Land verlassen, was zur größten Flüchtlings- und Migrationsbewegung der jüngeren Geschichte Lateinamerikas führte. Fast drei Millionen dieser Flüchtlinge haben im benachbarten Kolumbien Schutz gesucht. Wie so viele kämpfen auch Milagros und ihre Familie täglich, um jenseits der Grenze ein neues Leben aufzubauen und die sozialen sowie wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.

Sehnsucht nach der Heimat

Obwohl sie mit einem Großteil ihrer Familie wiedervereint ist, sehnt sich Milagros nach ihrer Heimat. „Ich habe alles in Punto Fijo zurückgelassen. Ich fürchte, dass ich bei meiner Rückkehr nichts mehr vorfinden werde“, sagt sie. Ihr ältester Sohn, elf Jahre alt, lebt mittlerweile mit seinem Vater in den USA. „Ich habe ihn dorthin geschickt, damit er ein besseres Leben hat. Wir telefonieren oft per Video, und wenn ich ihn sehe, bin ich glücklich, aber auch traurig, dass ich ihn nicht umarmen kann.“

Obwohl das Leben als Migrantin herausfordernd ist, findet Milagros Trost in ihrer Decke. „Egal, wo ich bin, diese Decke begleitet mich. Ich möchte meinen Kindern erzählen, dass sie uns immer Schutz vor Sonne, Kälte und Traurigkeit schenkt.“

Seit Juli 2024 nimmt Milagros an einem Gesundheitsprogramm teil, das von Malteser International ins Leben gerufen wurde. Ihre Mutter Deivis, die unter Bluthochdruck leidet, wurde dort bereits behandelt. „Als ich von dem Programm erfuhr, war das eine große Erleichterung, da ich keinen Zugang zum kolumbianischen Gesundheitssystem habe“, erzählt Milagros. Bei ihrer ersten Untersuchung wurde bei ihr ein Mangel an wichtigen Nährstoffen festgestellt, der durch die medizinische Versorgung im Programm erfolgreich ausgeglichen werden konnten.

Das Programm umfasst nicht nur die Überwachung der Schwangerschaft, sondern auch Ultraschalluntersuchungen, Ernährungsberatung, Schulungen zu Hygiene, Stillen und Geburtsvorbereitung. Zusätzlich werden die werdenden Mütter mit wichtigem Equipment ausgestattet und erhalten außerdem psychologische Unterstützung. „Es geht nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um emotionale Unterstützung. Das hat mir sehr geholfen.", sagt Milagros dankbar.
 
Mittlerweile ist Milagros im dritten Trimester und erwartet sehnsüchtig die Geburt ihres fünften Kindes. Sobald das Geschlecht des Babys bekannt ist, wird sie ein Neugeborenen-Set erhalten. „Ich kann es kaum erwarten, mein Baby kennenzulernen und es mit der Decke zu zudecken, die mich von Anfang an begleitet hat. Diese Decke hat mehr Geschichte, als es den Anschein hat. Sie ist ein Teil meines Lebens, ein Symbol dafür, dass ich, egal wo ich bin, immer etwas habe, das mich mit meiner Vergangenheit und meiner Zukunft verbindet.“

Milagros träumt davon, eines Tages nach Venezuela zurückzukehren und ihre Familie dort wieder vereint zu sehen. „Mein größter Wunsch ist, dass wir alle zusammen sein können. Das wäre das Beste, was mir je passieren könnte.“

Dieser Text basiert auf einem Artikel von Malteser International Americas vom September 2024.

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