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Eliana bahnt den Weg zu einer besseren Zukunft ihrer Gemeinschaft

„In unserer Kultur sind Hierarchien sehr wichtig, und wir respektieren immer die Meinung der Ältesten. Im Allgemeinen folgen wir dem, was sie entscheiden“, sagt Eliana Toro. Die 18-Jährige lebt in Trilillamana, einer Wayuu-Gemeinde in der ländlichen Küstengemeinde Manaure im Departement La Guajira im Norden Kolumbiens. Wenn sie spricht, hört ihr jeder in ihrer Gemeinde zu, denn trotz ihres jungen Alters hat ihr tiefes Interesse an ihrer Gemeinschaft dazu geführt, dass sie mit nur 18 Jahren eine Führungsrolle übernommen hat. 

Schon als Kind zeigte Eliana eine natürliche Neigung zur Leitung und ein unermüdliches Engagement für das Wohlergehen ihres Volkes. Ihr Umfeld sieht in ihr eine angeborene Führungspersönlichkeit, die in der Lage ist, komplexe Situationen zu meistern und die Stimme ihrer Gemeinschaft nach außen zu vertreten. Diese Vertretung nach außen ist lebenswichtig, denn die Wayuu sind eine autonome indigene Gemeinschaft, die seit Generationen unter Gewalt, Vertreibung, Ausbeutung und Diskriminierung leidet, die teilweise bis heute anhält. Ihr Verhältnis zu staatlichen Institutionen ist mehr als angespannt.

Auch Elianas Heimatgemeinde Trilillamana hat kaum Zugang zu Basis-Gesundheitsdiensten, Bildung und anderen grundlegenden Bedürfnissen, was es den Bewohnerinnen und Bewohnern schwer macht, eine angemessene Lebensqualität zu erreichen. Aufgrund der weiten Entfernung zwischen den Gemeinden und den städtischen Gebieten ist es eine große Herausforderung für sie, sich in das kolumbianische Gesundheitssystem einzugliedern. In vielen Fällen fehlt ihnen die Präsenz des Staates oder die nötige Anleitung, um Zugang zu den für die Bevölkerung vorgesehenen Dienstleistungen zu erhalten. Ein unhaltbarer Zustand, der die Gesundheit vieler Gemeindemitglieder gefährdet, allen voran Risikogruppen wie Babys, Kleinkinder, Schwangere und alte Menschen.

Im Jahr 2022 erfuhr Eliana von dem Angebot des Programms „Entwicklung von Dialogstrukturen für die Reform der ländlichen Gesundheitsversorgung“ – MAP Salud. Dieses Programm lud junge Wayuu zwischen 18 und 30 Jahren ein, sich für das Diplom „Community Health Workers“ ausbilden zu lassen. Das Programm wurde von Malteser International Americas mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mit Unterstützung des lokalen Partners Ipsi Anashiwaya entwickelt, der für den Dialog mit den Gemeinden bei der Umsetzung der Programmaktivitäten zuständig ist.

Insgesamt 50 junge Menschen, darunter Eliana, aus 20 ländlichen und ethnischen Gemeinden in Riohacha und Manaure, La Guajira, haben das Diplom erworben. Während des Kurses wurden sie in der Förderung der Gesundheitsversorgung, der Krankheitsvorbeugung, dem Umgang mit technischen Hilfsmitteln und Gesundheitsinformationen sowie den Menschenrechten und den Prozessen der Zugehörigkeit zum Gesundheitssystem für die Migrantenbevölkerung Venezuelas und die in die Gastgemeinden zurückgekehrten Kolumbianer und Kolumbianerinnen geschult. 

Jungend als treibende Kraft für Veränderung

Junge „Gemeinde-Gesundheitshelfer“ wie Eliana Toro sollen helfen, mehr Menschen aus den Wayuu-Gemeinden besseren Anteil an Gesundheitsangeboten zu ermöglichen. Ihre Aufgabe besteht darin, als Bindeglied zwischen der Gemeinde und den staatlichen Gesundheitsdienstleistern den Menschen Zugang zu medizinischen Leistungen zu ermöglichen und die Beteiligung der Gemeinde an der Entscheidungsfindung in Gesundheitsfragen zu sichern. „Mein Ziel ist es, eine Brücke zwischen der Wayuu-Kultur und externen Dienstleistern zu schlagen, das gegenseitige Verständnis zu fördern und den Zugang der Menschen zu wichtigen Ressourcen zu verbessern,“ sagt sie.

Die Sprache spielt eine entscheidende Rolle für ihre Funktion als Vermittlerin: Viele Gemeindemitglieder sprechen ausschließlich Wayuunaiki, die Sprache der Wayuu. Eliana Toro ist zweisprachig aufgewachsen und kann sich problemlos in beiden Sprachen verständigen. Und wenn sie spricht, merkt man sofort, dass sie für ihre Arbeit brennt. „Es ist mir wichtig sicherzustellen, dass die Gemeindemitglieder die Vorgänge im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit und andere wichtige Fragen klar verstehen. Außerdem arbeite ich daran, die Gemeinde für die Vorteile der westlichen Medizin zu sensibilisieren, da sie mit dieser oft nicht vertraut sind. Das Vertrauen der Ältesten zu gewinnen, war ein Prozess, der Zeit und Mühe erforderte – ein schrittweises Vorgehen. In meinem Fall gelang es mir jedoch ihnen zu zeigen, dass ich der Verantwortung gerecht werden konnte, und mit der Zeit gewann ich ihren Respekt.“

 

 

„Inspiriert von der Arbeit und all den Prozessen, die ich bei Malteser International Americas kennen gelernt habe, habe ich ein Biologiestudium an der Universität von La Guajira begonnen. Ich wusste, dass ich mich auf die Forschung und den Schutz des Lebens fokussieren muss."

Eliana Toro

 

Eliana ist sich bewusst, dass sie und ihre Gemeinde auf ihrem Weg erst am Anfang stehen. Heute ist sie stolz darauf, dass ihre Familie auf sie hört und ihre Ratschläge und Anweisungen befolgt. In ihrer Funktion als Bindeglied zwischen der Gemeinde und den Gesundheitszentren begleitet Eliana Toro aktuell 40 Familien. Sie möchte sich weiter für ihre Gemeinde engagieren und auch die Wahl ihres Studiums wurde von dem Projekt beeinflusst: Seit 2024 studiert sie Biologie an der Universität von La Guajira, inspiriert von der Arbeit und all den Prozessen, die sie als „Gemeinde-Gesundheitshelferin“ kennengelernt hat.

Die Geschichte von Eliana soll die Arbeit dieser jungen Menschen würdigen, die in ländlichen, indigenen und schwer zugänglichen Gebieten leben und an sich selbst glauben. 

Dieser Text basiert auf einem Artikel von Malteser International Americas vom August 2024.

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