Ruths Weg zur Heilung
Der Oktober des Jahres 2015 hat sich für immer in Ruths Gedächtnis eingebrannt. Ein Spiel in der Nachbarschaft wurde zu einem Albtraum, als ihr Sohn Edwin versehentlich eine Spritze ins Auge bekam, die eine Netzhautablösung verursachte. Ruth und ihr Sohn mussten sich nach einem tagelangen Krankenhausaufenthalt und sieben Operationen auf einen schwierigen Weg der Genesung begeben.
Aufgrund der schlechten sozioökonomischen Lage in Venezuela reiste Ruth für kurze Aufenthalte immer wieder nach Kolumbien. Jede Reise war ein verzweifeltes Ringen um Geld, um Edwins steigende Arztrechnungen zu bezahlen. Doch die Überquerung der kolumbianisch-venezolanischen Grenze wurde immer komplizierter. Daher beschloss sie im Jahr 2020, dauerhaft nach Kolumbien zu ziehen.
"Das Jahr, in dem ich ankam, war eine Herausforderung. Wir befanden uns mitten in einer Pandemie, und niemand wollte helfen. Ich hatte mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen und verbrachte sogar mehrere Nächte auf der Straße. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und nach und nach wurde ich depressiv und begann, halluzinogene Drogen zu konsumieren."
Ein Schritt nach dem anderen
Im Jahr 2021 stieß Ruth bei einem Spaziergang durch ihre Nachbarschaft auf eine mobiles medizinisches Team von Malteser International. Sie wollte ihre Situation verbessern und stellte eine wichtige Frage: "Bieten Sie psychologische Beratung an?"
Von diesem Tag an erhielt sie Therapiesitzungen im Zentrum für psychische Gesundheit in Riohacha, der Hauptstadt des nordkolumbianischen Departements La Guajira. Das von der US-Regierung finanzierte und von der lokalen Einrichtung Ipsi Anashiwaya geleitete Zentrum ist ein Rettungsanker für gefährdete Migrantinnen und Migranten wie Ruth.
Das Team von Malteser International Americas sorgte für die medizinische Versorgung und psychologische Betreuung von Ruth, deren mentaler Zustand sich zunehmend verschlechtert hatte.
Der Beginn der Heilung
In La Guajira, einer Region, die viele venezolanische Migrantinnen und Migranten aufgenommen hat, sind chronischer und multipler Stress, das so genannte "Odysseus-Syndrom", und Depressionen unter den Geflüchteten weit verbreitet. Ruth wurde an psychiatrische und psychologische Dienste überwiesen. Seit Beginn ihrer Behandlung geht es für sie bergauf.
"Ich kam mit der Vorstellung von einer neuen Heimat voller Möglichkeiten und Wohlergehen an. Aber als ich dann endgültig nach Kolumbien umzog, verblasste alles in einem dunklen und schwierigen Bild", sagt Ruth.
"Ich möchte Gott und den Fachleuten von Malteser International danken, denn dank ihnen fühle ich mich selbstbewusst. In diesen Monaten der Behandlung habe ich ihr aufrichtiges Interesse an meiner Besserung gespürt."
Die psychologische und psychiatrische Betreuung war entscheidend für Ruths Weg, ihre Suchtkrankheit zu überwinden, mit ihrer Wut umzugehen und ihre Depressionen zu bewältigen. Auch ihre Beziehungen zu anderen Menschen haben sich dadurch deutlich verbessert.
"Ich bin dankbar für die Hilfe von Malteser International, die die Bedeutung der psychischen Gesundheit erkannt haben und mich aus dem dunklen Loch herausgeholt haben, in dem ich steckte. Die Mitarbeitenden sind hervorragend, und ich hatte Zugang zu kostenlosen Medikamenten, die mir geholfen haben. Dafür werde ich immer dankbar sein."
Von 2021 bis Ende 2023 wurden in sieben Gemeinden in La Guajira mehr als 20.171 Menschen durch psychologische Dienste von Malteser International unterstützt. Darüber hinaus wurden 900 Menschen in Riohacha psychiatrisch betreut.
(März 2024)