Unterernährung in Kolumbien
Nach Angaben der WHO sind etwa 45 % der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren auf Unterernährung zurückzuführen (Stand 2020). Das sind weltweit insgesamt 3,1 Millionen pro Jahr. Vulnerable Bevölkerungsgruppen und Flüchtlinge sind am stärksten gefährdet und geraten oft in einen Teufelskreis der Armut, dem sie nur schwer entkommen können. So auch im Departament La Guajira im Norden von Kolumbien, wo besonders viele Migrantinnen und Migranten aus Venezuela leben.
Deilis kann wieder lachen
Vor einem Jahr machte sich Deilis mit ihrer Mutter Daniela Rodriguez Carvallo und ihren drei Geschwistern auf eine gefährliche Reise vom Westen Venezuelas nach Riohacha in Kolumbien. Ihr Vater blieb zunächst in Venezuela, um weiterzuarbeiten und Geld für seine Reise in das südamerikanische Nachbarland zu sparen. "Das wenige Geld, das mein Mann José verdiente, reichte kaum aus, um die Lebenshaltungskosten zu decken, einschließlich Miete, Nebenkosten, Lebensmittel und lebenswichtige Medikamente für die Kinder. Wir hatten keine andere Wahl, als nach Kolumbien auszuwandern.“, berichtet Mutter Daniela.
Daniela brachte ihr viertes Kind zur Welt und die Familie lebte vorerst in einem kleinen Haus aus Karton, dass sie liebevoll "el ranchito" nannten. Nach acht Monaten kam auch Deilis Vater sicher in Riohacha an. Die Familie zog aus einem kleinen Haus aus Kartons in eine Unterkunft, die aus recyceltem Material gebaut wurde. Jedoch hatten sie auch in ihrer neuen Bleibe kein Trinkwasser und keine sanitären Einrichtungen.
Vater José arbeitet als Straßenverkäufer und verdient gerade einmal genug Geld für eine halbe Mahlzeit am Tag. Mit der Zeit verlor die kleine Deilis ihren Appetit. Außerdem begann ihr Lächeln zu verblassen und sie wurde immer schweigsamer. Mutter Daniela dachte erst, dass ihre Tochter die Heimat vermisst. Ihr Unwohlsein war jedoch auf Unterernährung und auf eine akute Durchfallerkrankung zurückzuführen, die bei Deilis diagnostiziert wurde. Malteser International versorgte das Mädchen mit Lebensmittelpaketen. Schnell ging es ihr besser und Deilis erreichte wieder Normalgewicht. Trotzdem wird ihr Gesundheitszustand weiterhin von Malteser International überwacht. Die Familie wird wöchentlich kontaktiert und alle zwei Wochen kommen Mitarbeitende, die Nahrungsergänzungsmittel verteilen und bei Bedarf auch Medikamente bringen.
Eine riskante Schwangerschaft
Auch Ninorkis Montiel ist vor der politischen und wirtschaftlichen Krise aus ihrem Heimatland Venezuela geflohen. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern erwartet ihr drittes Kind. Vor drei Jahren kam sie nach Kolumbien, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Um ihre Familie zu ernähren, näht sie Wayuu Taschen, eine traditionelle Handarbeit, die sie in der Grenzregion La Guajira erlernt hat.
Während ihrer dritten Schwangerschaft hat Ninorkis stark abgenommen. Als sie hörte, dass Unterernährung in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen kann, suchte sie sich Hilfe. Von Malteser International bekam sie Unterstützung und erhielt so neben medizinischer Betreuung Pakete mit Lebensmitteln. Nun ist sie guter Dinge, dass ihre Schwangerschaft reibungslos verläuft und das Baby sicher zur Welt kommen wird. Ninorkis möchte weiterhin unsere Hilfe in Anspruch nehmen, damit sowohl ihre als auch die Gesundheit ihres Kindes auch nach der Geburt sichergestellt wird.
"Mit den Lebensmittelpaketen und der medizinischen Versorgung gegen meine Unterernährung kann ich sicherstellen, dass meine Schwangerschaft reibungslos verläuft und mein Baby sicher zur Welt kommt."
Ninorkis Montiel
Prekäre Lebensbedingungen
Nach wie vor sind die Lebensbedingungen der Menschen im Departemento La Guajira besorgniserregend. Tausende haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Es fehlt an Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, und das kolumbianische Gesundheitssystem verfügt nicht über genügend Ressourcen, um den medizinischen Bedarf der Geflüchteten zu decken. Die Unterstützung von Hilfsorganisationen wie Malteser International ist häufig die einzige Möglichkeit, Unterernährung zu bekämpfen.
Dezember 2022
Dieses Projekt wird vom Auswärtigen Amt finanziert