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Venezuela/Kolumbien: Perspektiven für Flüchtlinge in der Krise

Villa del Sur ist eine Flüchtlingssiedlung am Stadtrand Riohachas im Norden Kolumbiens, entstanden durch eine Landbesetzung einer ehemaligen Mülldeponie. Schätzungsweise 1.000 Menschen leben hier in behelfsmäßigen Baracken aus Holz, Lehm, Wellblech und Plastikplanen. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Venezolaner, die aufgrund der humanitären Krise seit dem Jahr 2015 ihr Land verlassen mussten. Ana, Iris und Carlos suchen alle in Kolumbien Hilfe und eine bessere Zukunft. Das sind ihre Geschichten:

Flucht vor dem Hunger: Ana Yibi und ihre drei Kinder

Die geflohene Venezolanerin Ana Yibi, 26 Jahre alt, ist auf unsere Hilfe angewiesen. Ana und ihr Mann konnten vor zwei Jahren in Villa del Sur ein Stück Land besetzen und eine Hütte aus Wellblech und Plastikplanen bauen. Sie haben drei Kinder, den achtjährigen Keiner, die zweijährige Keinlis und die gerademal zwei Monate junge Keinerly. „Venezuela war die Hölle für junge Mütter. Für Keiner gab es nichts zu essen. Es ist furchtbar, wenn dein Kind vor Hunger weint und du hast einfach nichts. Unser Kühlschrank war fast immer leer, wir hatten nur eine Karaffe Wasser darin“, erinnert sie sich. „Ich bin jeden Morgen aufgewacht und habe gehofft, dass mein Mann Arbeit findet und wir am Abend etwas zu essen haben. Ich war völlig verzweifelt und habe viel geweint und gebetet. Vor lauter Sorgen konnte ich nicht mehr schlafen.“

Während Anas Sohn Keiner die Folgen seiner gerade für Kinder gefährlichen Unterernährung mittlerweile überwunden hat, ist Keinlis heutiger Gesundheitszustand immer noch schlecht. Das Mädchen wird von uns medizinisch versorgt. „Keinlis hat Anämie, aber die Malteser geben ihr kostenlos Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel. Ohne die Malteser wüsste ich nicht, was ich tun soll. Das Krankenhaus ist überlastet, und wir Venezolaner wurden nur im Notfall aufgenommen und behandelt. Seit kurzem gibt es nun die Abteilung der Malteser für uns Venezolaner. Dafür bin ich sehr dankbar.“

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Flüchtlinge in Kolumbien erhalten von uns kostenlos Medikamente und Hygienekits

Unsere Malteser-Station für die venezolanischen Flüchtlinge befindet sich im staatlichen Hospital Virgen de los Remedios von Riohacha. Täglich arbeiten hier zwei Ärzte und eine Krankenschwester von 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr. Wir halten auch regelmäßig Gesundheitstage direkt in den Flüchtlingslagern ab. Dort untersuchen wir die Patienten und geben ihnen kostenlos Medikamente und Hygienekits. Seit Projektbeginn im September 2018 konnten wir ca. 2.000 Patienten ärztlich versorgen. Im ersten Jahr wollen wir es schaffen, diese Zahl auf 12.000 Patienten zu erhöhen.

„Das Gesundheitssystem gerade in dieser sehr armen Region in Kolumbien war schon vor der Flüchtlingskrise nicht gut aufgestellt“, sagt Faver Morales. „Alleine konnte Kolumbien den immensen Bedarf an medizinischer Versorgung durch die Flüchtlinge nicht stemmen.“ Morales ist Arzt und Projektkoordinator für die humanitäre Flüchtlingsnothilfe, die Malteser International gemeinsam mit den kolumbianischen Maltesern in der Region um Riohacha ausführt. Die Nothilfe beinhaltet Maßnahmen der medizinischen Versorgung und Ernährungssicherung.

Iris: Ein Leben in Gesundheit und Würde ist die Basis für neue Perspektiven

Iris Pinto, 36 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von der siebenjährigen Monica, hat ein ähnlich schweres Schicksal wie Ana erlitten. Als das Leben in Venezuela noch in Ordnung war, konnte Iris vom Verkauf von Kunsthandwerk leben. Mit Beginn der Wirtschaftskrise verkaufte sie immer weniger, während das Essen immer teurer wurde.

 

„Monica hat mich um Essen angebettelt und oft geweint. Das ist als Mutter schwer zu ertragen. Oft habe ich für meine Tochter auf mein Essen verzichtet und lag nachts mit knurrendem Magen wach. Ich wurde immer schwächer und nervöser, Monica wurde immer dünner. Wir waren auf dem Weg zu verhungern. Dann habe ich habe meine Waschmaschine und den Kühlschrank verkauft, um die Bustickets nach Kolumbien kaufen zu können“, erzählt Iris. „Ich bin sehr dankbar für die Hilfe von Malteser International. Dank der Malteser werden wir hier ärztlich versorgt. Monica hat Asthma und oft Durchfall. Müsste ich einen Arzt und Medikamente bezahlen, hätten wir nichts zu essen. Mit Hilfe der Malteser kommen wir wieder auf die Beine. Ich kam völlig abgemagert hier an, aber ich konnte wieder 10 Kilogramm zunehmen.“

Heute lernt Iris von einer Nachbarin die Kunst des Webens. Sie hofft damit eines Tages wieder vom Kunsthandwerk leben zu können. „Jetzt sehe ich eine Zukunft für uns dank der liebevollen Unterstützung, die wir hier gefunden haben. Monica lacht wieder und hat einige Spielsachen, die ich auf dem Müll gefunden habe.“

Carlos: „Flucht ist für alle schwer, aber besonders für uns Menschen mit Behinderungen“

Auch Carlos Garcia, 42 Jahre alt, ist auf ärztliche Versorgung angewiesen. Der ehemalige Koch aus Maracaibo ist taub und leidet unter einer starken Entzündung im Bein. Seit er in Venezuela wegen Durchblutungsstörungen operiert wurde, schwoll sein Bein immer wieder an. Es wurde dick und entzündete sich ständig. Auf der Flucht nach Kolumbien legte Carlos lange Strecken zu Fuß zurück, was zu weiteren Entzündungen geführt hat. „Ich bin auf ständige ärztliche Behandlung und Medikamente angewiesen. Ohne Malteser International könnte ich vermutlich längst nicht mehr laufen“, sagt er. „In Venezuela gibt es nichts mehr, aber hier kann ich dank der Hilfe der Malteser überleben. So ein Leben auf der Flucht ist für alle schwer, aber besonders für uns Menschen mit Behinderungen. Viele wollen nichts von uns wissen oder machen sich lustig über uns. Die Mitarbeiter von Malteser International haben mich mit offenen Armen empfangen. Das werde ich nicht vergessen.

Täglich kommen etwa 5.000 geflüchtete Venezolaner in Kolumbien an. Politische Repression, Mangelwirtschaft und Hyperinflation – der Internationale Währungsfonds (IWF) geht von einer Inflation von einer Million Prozent bis Ende 2018 aus – hatten die Menschen in die Flucht vor Hunger und Elend getrieben. Die seit Januar 2019 andauernde Regierungskrise, die durch den Kampf um das Präsidentenamt zwischen dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro und dem Interimspräsidenten Juan Guaidó ausgelöst wurde, schwächt das Land zusätzlich. 

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Flüchtlinge aus Venezuela haben oft alles verloren, was sie hatten. Wir setzen uns jeden Tag dafür ein, ihnen wieder Zukunft und Perspektiven schenken.

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