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„Mir war die Bedeutung des Weges, den ich gewählt habe, immer bewusst“: Lah Ku Paw, leitende Hebamme im Geflüchtetencamp

Sanft wickelt Lah Ku Paw das winzige Neugeborene aus dem weichen Tuch, in dem es neben seiner Mutter in der Gesundheitsstation des Geflüchtetencamps Mae Ra Ma Luang schläft. Doch die Ruhe, die die erfahrene Hebamme mit dem ansteckenden Lachen ausstrahlt, nützt nichts: Das Stethoskop ist kalt und der kleine Junge beweist seine gute Lungenfunktion sofort mit ausgiebigem Geschrei. Zum Glück ist die Untersuchung kurz, es ist alles in Ordnung und auf Mamas Arm zurück beruhigt sich das Baby rasch. Mutter und Kind fühlen sich in der Klinik offensichtlich sicher und gut versorgt, und Lah Ku Paw ist zufrieden.

Von 2011 bis 2014 besuchte Lah Ku Paw zunächst als ausgebildete „Community Health Workerin“ Haushalte im Camp und sprach mit ihnen über Gesundheitsthemen wie Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und Sanitäreinrichtungen. Später nahm sie erneut das Ausbildungs-Angebot von MI an und wurde Hebamme. Seit 2018 ist sie in der von Malteser International (MI) im Camp unterstützten Gesundheitsstation als leitende Hebamme tätig.

Projekt für Selbstversorgung

Möglich ist ihre Arbeit als sogenannte „Community Volunteer“ durch ein Projekt, dessen Herzstück die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung von Geflüchteten als Freiwillige in verschiedenen Arbeitsbereichen rund um Gesundheit und Hygiene ist. Durch ihren Einsatz soll gleichzeitig das Autonomiegefühl aller Bewohnenden der Camps gestärkt werden.

Seit Jahrzehnten ist MI in den beiden Camps Mae Ra Ma Luang und Mae La Oon nahe der myanmarischen Grenze in den Bereichen Gesundheit und WASH (Wasser, Sanitär, Hygiene) aktiv. Damit alle Bewohnerinnen und Bewohner über unterstützende Maßnahmen informiert sind, daran teilnehmen, Feedback geben und mitentscheiden können, bindet MI sie im Rahmen des Projekts stark in deren Planung, Ausführung und Kontrolle ein. Die eigenen Tätigkeiten beschränkt MI so weit wie möglich auf Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Beratung.

Unterstützung für Familie und Gemeinschaft

In der Klinik, in der Lah Ku Paw heute arbeitet, kamen auch ihre beiden eigenen Söhne zur Welt, der ältere, 16 Jahre alt, gleich im Jahr ihrer Ankunft 2008. Damals war sie gemeinsam mit Verwandten aus ihrer Heimat in Myanmar geflohen. Ihre engste Familie musste sie zunächst zurücklassen. Mutter und Schwester kamen erst kürzlich nach, der Vater ist noch immer in ihrem Dorf, beobachtet die Lage und hofft, seiner Familie eines Tages mitteilen zu können, dass es sicher ist, zurückzukehren. Bis dahin ist Lah Ku Paw, die für ihre Arbeit als „Community Volunteer“ eine finanzielle Aufwandsentschädigung erhält, die Hauptversorgerin ihrer Familie im Camp, inklusive ihrer Mutter und Schwester. Ihr Mann kann aufgrund mentaler Probleme die Familie nur wenig unterstützen.

„Meine Arbeit ist sehr wichtig für meine Gemeinschaft und meine Familie. Ich kümmere mich um Mütter und ihre Kinder, was ich für ebenso wichtig halte wie die Entbindung von Kindern und die Betreuung von Schwangeren. Mir war die Bedeutung des Weges, den ich gewählt habe, immer bewusst, und ich mag meine Arbeit“, sagt sie. Die schwierigsten Momente für Lah Ku Paw sind, wenn es Komplikationen während der Entbindungen gibt oder sie schlechte Nachrichten an Familien überbringen muss. Trotz der häufig herausfordernden Lebensbedingungen der Geflüchteten kommt dies glücklicherweise recht selten vor.

Zukunftswünsche

Lah Ku Paw schätzt die Sicherheit im Camp und findet Freude in ihrer Arbeit. Doch sobald die Situation in ihrer Heimat es zulässt, möchte sie mit ihrer Familie zurückkehren, denn sie sorgt sich um die Zukunft ihrer Kinder, deren Bildung und Perspektiven. Lah Ku Paw möchte zudem sehr gerne den Menschen in ihrer Heimatgemeinde helfen und ist überzeugt, dass ihre im Camp erlernten Fähigkeiten als Hebamme ihr dabei wertvolle Dienste leisten können.

Unsere Arbeit in Thailand

Seit 1993 führt Malteser International in den beiden Flüchtlingslagern Mae Ra Ma Luang und Mae La Oon an der thailändisch-myanmarischen Grenze ein breitgefächertes Basisgesundheitsprojekt für derzeit rund 18.000 Flüchtlinge durch. Unser Projekt umfasst sowohl umfassende kurative als auch präventive Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes der Flüchtlinge sowie die Bereitstellung von Wasser, sanitären Anlagen und Hygiene. Neben der medizinischen Behandlung in unseren Krankenstationen kümmern wir uns unter anderem um die Überweisung schwerer Fälle an thailändische Krankenhäuser und um die Vorbeugung und Bekämpfung von Ausbrüchen übertragbarer Krankheiten. Außerdem begleiten wir Mütter und ihre Babys während und nach der Schwangerschaft und Geburt, stellen therapeutische und ergänzende Nahrung für mangelernährte Kinder bereit und bieten psychosoziale Unterstützung. Dies ist dank der finanziellen Unterstützung durch die Europäische Union und anderer Geber sowie private Spenden möglich.

Unser Jahresbericht 2023

Erfahren Sie in unserem Jahresbericht 2023 mehr zu unserer Arbeit in Thailand und weltweit.

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