Neue Perspektiven für Ray Mo und Naw Eh Say Paw
Solange er denken kann, interessiert sich Ray Mo für die Arbeit im medizinischen Bereich. Als Community Volunteer von Malteser International (MI) in Thailand kann er seinem Wunsch nachkommen – derzeit als Klinikleiter in einem Camp für Geflüchtete. Der 46-Jährige wurde nach seiner Flucht im Rahmen eines breit gefächerten Projekts ausgebildet, das die verbesserte Selbstversorgung der geflohenen Menschen zum Ziel hat, und das 2023 sein 30-jähriges Bestehen erlebte.
Die beiden großen Camps Mae Ra Ma Luang und Mae La Oon liegen nahe der thailändisch-myanmarischen Grenze. Rund 20.000 Geflüchtete aus Myanmar leben hier, teilweise bereits in dritter Generation. MI ist in beiden Camps in den Bereichen Gesundheit und WASH (Wasser, Sanitär, Hygiene) aktiv. Um sicherzustellen, dass alle Bewohnenden des Camps über die unterstützenden Maßnahmen informiert sind, daran teilnehmen, Feedback geben und mitentscheiden können, bindet MI sie stark in deren Planung, Ausführung und Kontrolle ein. Die eigenen Tätigkeiten beschränkt MI so weit wie möglich auf Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Beratung. Alle Arbeiten koordiniert MI darüber hinaus eng mit dem Campkomitee, einem gewählten Verwaltungsgremium, das aus ehrenamtlichen Geflüchteten besteht.
Verschiedenste Bildungsmöglichkeiten
Das Herzstück des langjährigen Projekts ist die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Community Volunteers und damit die Stärkung des Autonomiegefühls aller Bewohnenden der Camps. Ray Mo war bereits sieben Jahre in einer Klinik in Myanmar tätig gewesen, bevor er 2008 im Camp Mae La Oon ankam. Mehrfach nutzte er dort die von MI angebotenen Weiterbildungen, um seine Kompetenzen zu erweitern, wechselte von der Apotheke in die Krankenpflege, war Sanitäter und assistierte den Hebammen, bevor er schließlich Leiter der Gesundheitseinrichtung wurde. In jeder der beiden von MI in den Camps unterstützten Basisgesundheitseinrichtungen können Freiwillige wie er als Sanitäter oder Sanitäterin, Pfleger oder Pflegerin, Hebamme oder Mitarbeitende in Labor oder Apotheke tätig werden.
Im Rahmen der Gesundheitsvorsorge bietet MI Ausbildungen in der Wasser und Sanitärtechnik oder Gemeindearbeit – für Gesundheit, Ernährung oder Mutter- Kind-Gesundheit – an. Naw Eh Say Paw, 32, hat sich als »Community Health Worker« ausbilden lassen und ist nun in Mae Ra Ma Luang für 60 Haushalte verantwortlich. Regelmäßig besucht sie sie, um in aufklärenden Gesprächen das Bewusstsein für Gesundheits- und Hygienethemen wie Sanitäreinrichtungen, übertragbare Krankheiten und Vorsorgeuntersuchungen zu stärken. Ihr gefallen, sagt sie, besonders die informativen und sozialen Aspekte ihrer Arbeit, und dass sie durch die Ausbildung gelernt habe, erfolgreicher zu kommunizieren: »Die Leute folgen meinem Rat, und wenn ich zu einem Treffen rufe, dann kommen sie.«
Sinn und Perspektive schaffen
Ihre Arbeit ist für die derzeit über 300 Community Volunteers in mehrfacher Hinsicht wichtig. Sie erhalten eine finanzielle Aufwandsentschädigung, mit der sie ihre Familien unterstützen können. Aber Naw Eh Say Paw und Ray Mo sind auch froh, dass sie dank der Ausbildung eine sinnhafte Tätigkeit im Camp ausüben können und bessere Zukunftsaussichten haben – auch im Hinblick auf eine Rückkehr nach Myanmar, wenn dies wieder möglich wird. Vor allem für die Zukunft ihrer Kinder sind die Rückkehr oder Umsiedelung in ein anderes Land ihr größter Wunsch.
(Juli 2024)
Unser Jahresbericht 2023
Die Geschichten von Ray Mo und Naw Eh Say Paw finden Sie auch in unserem Jahresbericht 2023. Erfahren Sie dort mehr zu unserer Arbeit in Thailand und weltweit.