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Ein Talisman für Schutz und Hoffnung

Als Daniil geboren wurde, wütete der Krieg in der Ostukraine bereits seit einem Jahr. Als er ein Jahr alt war, wurde die Familie zum ersten Mal von Luhansk nach Sievierodonetsk umgesiedelt. Dort lebten sie sechs Jahre in relativem Frieden und Normalität. Kindergarten, erste Klasse, Sport, Freunde. Daniils kleine Schwester Varvara wurde 2021 geboren. „Ich hatte ein tolles Leben“, sagt Daniil. „Wir hatten sogar eine Katze.“

Als Daniil sieben Jahre alt war, holte der Krieg die Familie wieder ein. Der Tag, der alles veränderte, war jener, an dem sie erneut fliehen mussten. Für den kleinen Jungen ein Tag voller Schrecken. Als seine Mutter ihn und die kleine Schwester am frühen Morgen des 24. Februar 2022 weckte, war das erste, was er hörte, der Lärm einschlagender Raketen. „Es war sehr laut am Morgen und ich hatte Angst. Wir mussten uns im Badezimmer verstecken“, erinnert sich Daniil.

Sein Vater war nicht zu Hause, da er an einem Gottesdienst teilnahm.  Als er zurückkam, sagte er seiner Familie, dass sie die nötigsten Sachen packen, ins Auto steigen und so schnell wie möglich wegfahren sollten.

Was zurückblieb

„In unserer Wohnung blieben viele Dinge zurück, die mir wichtig waren und an die ich mich noch erinnern kann“, sagt Daniil. Im letzten Moment vor der Flucht steckte er eine kleine Engelsfigur in seinen Rucksack. Dann machte sich seine Mutter mit ihm und seiner Schwester auf den Weg. Die Situation war chaotisch, die Straßen überfüllt, überall fuhren und rannten verzweifelte Menschen um ihr Leben. „Es gab viele Autos und Unfälle, und es war sehr schwer für meine Mama zu fahren“, erinnert sich Daniil. Die sechs Monate alte Varvara weinte fast die ganze Fahrt über. Daniil selbst war traurig und verängstigt – denn das Schlimmste war, dass sein Vater zurückbleiben musste. „Und es war nicht klar, wann wir uns wiedersehen würden.“

Wie so viele andere Familien in jenen chaotischen Anfangstagen des landesweiten Krieges gegen die Ukraine wurde auch Daniils Familie getrennt. Und niemand wusste, wann, wenn überhaupt, sie die Familienmitglieder, die nun beim Militär dienten, wiedersehen würden. Neben dem Stress der Flucht war und ist dies besonders für Kinder traumatisierend.

 

Ein unbezahlbarer Talisman

In dieser Zeit wurde die kleine Engelsfigur für Daniil zu einer unbezahlbaren Stütze. Er hatte sie zum Neujahrsfest 2022 geschenkt bekommen. Er sagt: „Ein Engel ist wie ein Talisman. Er fliegt immer über uns und beschützt uns." Einen Tag, nachdem sie ihr Haus in der Stadt Sievierodonetsk verlassen hatten, erreichten Daniil, seine Mutter und seine Schwester Dnipro. Dort blieben sie etwa sechs Monate, dann wurden sie erneut vertrieben. Dieses Mal nach Odessa, wo sie bis heute leben.  

Daniils Engel blieb an seiner Seite: „In der Stadt Dnipro und jetzt in Odessa stand er immer auf meinem Schreibtisch. Er sah mir zu, wie ich schrieb, meine Hausaufgaben machte, mit Knete spielte und malte. Ich bitte ihn, meinen Vater zu beschützen. [Ich glaube,] er wacht über uns, damit alles gut wird. Und er verbindet uns mit Menschen, die uns helfen, und mit Menschen, denen wir helfen können.“

Zu den Menschen, die Daniil und seiner Familie halfen, gehörten die Expertinnen und Experten für psychische Gesundheit unserer Partnerorganisation Words Help. Durch individuelle Beratungsgespräche in Kooperation mit unseren Partnern vor Ort unterstützen wir Kinder wie Daniil, die schrecklichen Erfahrungen des Krieges zu verarbeiten.

Die Folgen eines Krieges

Kein Kind sollte einen Krieg miterleben müssen. Familientrennungen, Vertreibung, Bombardierungen und ständige Unterbrechungen von Kita und Schule können Angst, Stress, Trauer, Schlafmangel, Aggressionen und Depressionen auslösen. In Daniils Fall suchte seine Mutter Unterstützung bei den Expertinnen und Experten für mentale Gesundheit unserer Partnerorganisation Words Help. Weil er damals erst sieben Jahre alt war, fanden die Gespräche zunächst gemeinsam mit seiner Mutter statt. Die Psychologin sprach mit ihr darüber, wie sie Daniil helfen kann. Aber auch darüber, wie sie selbst mit dem Krieg und seinen Folgen umgehen kann. 

Später arbeitete die Psychologin mit Daniil allein. Auf spielerische Art und Weise erlernte Daniil, mit dem Erlebten umzugehen. Bald stellten seine Eltern positive Ergebnisse fest. Das Andauern des Krieges und damit der Explosionen, der ständigen Angst und der Notwendigkeit, lange Zeiten in Schutzräumen zu verbringen, führten jedoch immer wieder zu Rückfällen. Bei Daniil ebenso wie bei zahllosen anderen Kindern und Erwachsenen. Echte Heilung kann erst beginnen, wenn Frieden herrscht.

Wir sind gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen Malteser Ukraine, Mental Health Service und Words Help vor Ort mit Angeboten zur spezialisierten mentalen und psychosozialen Unterstützung, Schulungen für medizinisches Personal und Aktivitäten zum sozialen Zusammenhalt. Dank der Unterstützung des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von Aktion Deutschland Hilft konnten wir bereits Zehntausenden von Kindern, Frauen und Männern zur Seite stehen.

Unterstützen Sie jetzt von Kriegen und Konflikten betroffene Menschen auf der ganzen Welt mit Ihrer Spende. Denn auch wenn man mit Geld keine Frieden kaufen kann, so schenkt doch jede Spende ein Stück Hoffnung. Und die ist immer unbezahlbar.

Priceless - Über Gegenstände von unschätzbarem Wert

Welcher Gegenstand ist für Sie unbezahlbar? Dies haben wir einige der Menschen gefragt, die wir in diesem Jahr unterstützen durften: Menschen, die sich mit unvorstellbarer Kraft unter schwierigsten Bedingungen ein neues Leben aufbauen müssen. Die Gegenstände, von denen sie uns erzählt haben, spielen eine zentrale Rolle in ihrem Alltag. Und hinter jedem steckt eine einzigartige Geschichte voller Hoffnungen und wertvoller Erinnerungen. In dieser Weihnachtszeit teilen wir diese inspirierenden Geschichten mit Ihnen und geben Ihnen die Chance, mit Ihrer Spende ein Stück unbezahlbare Hoffnung zu schenken.

 

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