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Psychosoziale Unterstützung im Krieg: „Was eine Mutter ihrem kranken Kind gibt, geben wir traumatisierten Menschen“

Betul Abras ist eine unserer #WomenHumanitarians

Als Betul Abras ihr Studium an der Universität von Aleppo in Syrien abschloss, war der Bürgerkrieg bereits im Gange. Im Jahr 2013 verließ sie mit ihren Eltern das Land, um sich den Millionen von Syrern anzuschließen, die in der Türkei Zuflucht suchten. Heute arbeitet die 30-jährige Psychologin für Malteser International und hilft ihren geflohenen Landsleuten, das Trauma von Krieg und Konflikt zu überwinden. Ihr 2018 erschienenes Buch "Memories Shattered by War" erzählt die Geschichte von zehn syrischen Flüchtlingen in der Türkei und ihren Erfahrungen mit dem brutalen Konflikt, der die größte humanitäre Krise unserer Zeit ausgelöst hat.

Wie hat Dein Weg Dich in die humanitäre Hilfe geführt?

Nach meinen eigenen Erfahrungen im Syrienkrieg, der so viele Menschen getötet und traumatisiert hat, wollte ich dem Krieg nicht mehr tatenlos zusehen. Ich floh im Juni 2013 mit meiner Familie in die Türkei. Dort bewarb ich mich dann bei verschiedenen NGOs. Ich wollte traumatisierten Flüchtlingen aus meinem Heimatland mit psychosozialer Unterstützung helfen.

Im September desselben Jahres kam ich zu Malteser International und einer lokalen Partnerorganisation. Dort arbeitete ich als Psychologin und Leiterin der Abteilung für psychosoziale Unterstützung im Krankenhaus für temporäre Rehabilitation und im Community Skills Center in Kilis, Türkei.

Ich habe selbst auf die eine oder andere Weise Wunden vom Krieg mitgetragen. Aber ich bin mir der Verantwortung durch meine Arbeit bewusst. Ich geben deswegen mein Bestes, um den Menschen, mit denen ich arbeite, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Gab es Momente in Deiner Karriere, in denen Dein Geschlecht positive oder negative Auswirkungen auf Deine Arbeit hatte?

In psychologischer und emotionaler Hinsicht spielen Frauen eine wichtige Rolle. Wenn eine Mutter sieht, dass ihr Kind krank ist, zeigt sie dem Kind Liebe. Sie stärkt das Kind, damit es genesen und sich erholen kann.

Menschen, die den Krieg gesehen haben, brauchen in der Regel auch jemanden, dem sie sich anvertrauen können und mit dem sie über ihre Erfahrungen sprechen können. Die psychologische Unterstützung, die wir für diese Menschen leisten, ist das, was die Mutter mit ihrem Kind macht, wenn es krank wird.

Jedoch kommt es vor, dass der Wert und die Wirksamkeit weiblicher humanitärer Arbeit geschmälert wird. Das liegt dann oftmals an bestimmten vorherrschenden Traditionen und an Missverständnissen über Frauen, die arbeiten.

 

Du arbeitest jetzt mit weiblichen Flüchtlingen in der Türkei. Wie verbindet Dich Dein Geschlecht mit dem, was sie durchmachen müssen?

Die Rolle der Frau ist hier nicht besonders hoch angesehen. Daher ist es mir immer wichtig, in der Gemeinschaft ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es gut ist, dass Frauen unabhängig sind und arbeiten gehen. 

 

Was bedeutet es für Dich, humanitäre Helferin zu sein? Was würdest Du anderen jungen Frauen raten, die eine Karriere in der humanitären Hilfe anstreben?

Humanitäre Arbeit ist das Beste, was mir passieren konnte. Die Arbeit ermöglicht es mir, Verantwortung zu übernehmen. Ich würde ihnen also sagen, dass auch sie Verantwortung übernehmen können und ihre Qualitäten, die sie als Frau mitbringen, nutzen können. Ich kann nur alle Frauen ermutigen, dasselbe zu tun.


August 2019, Interview geführt von Michael Etoh, übersetzt von Susanna Cho

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