Langfristiger Katastrophenschutz: bessere Klimaresilienz mit Mangroven
Malteser International (MI) unterstützt Menschen, die von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, schon seit Langem mit Nothilfemaßnahmen, aber auch mit langfristigen Projekten. Letztere dienen der Katastrophenvorsorge und der Anpassung an sich verändernde Wetterverhältnisse, die verbreitet zu stark verschlechterten Lebensbedingungen führen und bereits heute Millionen zur Flucht zwingen.
»Wir merken, dass wir, unsere Mitarbeitenden in den Länderbüros und unsere Partnerorganisationen vor Ort es immer häufiger mit extremen Wettersituationen zu tun haben«, sagt Nicole Müller vom MI-Nothilfeteam in Köln. Laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) waren 80 Prozent der Wetterkatastrophen im Jahr 2023 Stürme und Fluten, in denen Tausende ihr Leben und ihr Zuhause verloren. MI und ihre Partnerorganisationen leisteten 2023 Nothilfe für von Stürmen und Überflutungen betroffene Menschen in Kenia, Uganda, Haiti, Thailand, Myanmar, Pakistan und Bangladesch. Dazu gehörte medizinische Erstversorgung, die Verteilung lebenswichtiger Hilfsgüter sowie die Instandsetzung von Infrastruktur. Sowohl in der akuten Nothilfephase als auch beim Wiederaufbau ist langfristige Planung von entscheidender Bedeutung, um Existenzgrundlagen nachhaltig zu sichern oder Katastrophen vorzubeugen.
Superbaum Mangrove
Eine dieser langfristigen Maßnahmen hat mit einem bemerkenswerten Baum zu tun: der Mangrove. In Küstenregionen reduzieren Mangrovenwälder die Kraft von Sturmwellen um bis zu 75 Prozent und damit auch das Risiko einer Überflutung. Ihre Kronen und Wurzeln schützen vor Erosion, Dürre und Windschäden. Und schließlich ist zwischen ihren Wurzeln ein einzigartiges Habitat für Fische, deren Fang mehr Einkommen für die an den Küsten lebenden Menschen bedeutet.
2023 haben wir die Pflanzung von 44.300 Mangrovensetzlingen unterstützt. 18.050 von ihnen wurden in der Lagune Ciénaga Grande in El Magdalena, Kolumbien, gepflanzt, wo der Klimawandel zu Waldsterben und einem erheblichen Rückgang der Fischpopulation geführt hat. Weitere 26.250 Setzlinge wurden in Baradères und Petit Trou de Nippes in Haiti gepflanzt. Durch die sehr starke Abholzung zum Zweck der Holzkohleproduktion ist das Land Stürmen, Erosion und Fluten fast schutzlos ausgeliefert. Hier haben wir zusätzlich Schutz und Renaturierung von 693 Hektar Mangrovenwald unterstützt sowie Bienenstöcke in den jungen Wäldern aufgestellt, um mit Honigproduktion eine Einkommensalternative zur Holzkohleproduktion zu schaffen.
"Während ich aufwuchs, bemerkte ich, wie sich unsere Umwelt veränderte und wie der Klimawandel sich auf uns auswirkte. Meine Familie lebte von der Fischerei, und die Fischbestände in der Gegend wurden immer kleiner. Seit ich in diesem Projekt involviert bin, habe ich viel über die Umwelt gelernt und bin sicher, dass ich jetzt das Handwerkszeug besitze, um für eine echte Veränderung zum Besseren zu kämpfen."
- Deifred Pacheco Ibarra, 17, aus Isla del Rosario nahe der Ciénaga Grande, Kolumbien
Vorausschauende Hilfe
Vorausschauende Maßnahmen wie das Pflanzen von Bäumen für eine verbesserte Klimaresilienz gewinnen in der humanitären Arbeit an Bedeutung. Wetterextreme lassen sich stetig besser vorhersagen, sodass es möglich wird, beispielsweise Bargeld oder Tierfutter zu verteilen, bevor durch Dürre eine Hungersnot entsteht, oder Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz zu ergreifen, bevor Regen zu Überflutungen führt. 2023 gab Malteser International eine umfassende Studie zur Umsetzbarkeit vorausschauender Hilfe (Anticipatory Action) in der eigenen Programmarbeit in Auftrag, welche 2024 veröffentlicht wurde.
(August 2024; alle Fotos: Malteser International Americas)