"Es ist, als würde die Welt untergehen"
Illeret liegt am Turkana-See im dürregeplagten Norden Kenias, drei Tagesreisen von der Hauptstadt Nairobi und nur wenige Kilometer von der äthiopischen Grenze entfernt. Besucher kommen hier nur selten hin. Es ist staubig, im Augenblick noch mehr als sonst. Seit eineinhalb Jahren hat es kaum geregnet. 80 Prozent der Tiere sind bereits gestorben. Für die Menschen ist das dramatisch, denn sie leben von der Viehzucht. Landwirtschaftlicher Anbau ist aussichtslos, auch dann, wenn die Regenzeit tatsächlich kommt, denn in Illeret wächst selbst dann nur wenig. Die Folgen des Klimawandels bekommen die Dassanach mittlerweile immer mehr und unmittelbar zu spüren. Rund 23.000 Menschen leben in dieser Region. Ein großer Teil der Brunnen ist bereits versiegt. Darum haben die Mitarbeiter von Malteser International Wasser bei einem weiter entfernten Wasserloch abgeholt und per LKW an die Dörfer verteilt damit die Menschen wenigstens noch sich selber mit einer Ration Trinkwasser versorgen können.
Aber die Situation wird immer dramatischer. Sieso Anyder ist 33 Jahre alt. Seit 14 Jahren ist sie schon in dieser Gegend, und 14 Jahre lang lebte sie ein gutes Leben hier, meint sie. „So schlimm wie jetzt war es noch nie. Fast alle unsere Tiere sind gestorben. Wir müssen immer weitere Wege gehen, um Wasser zu bekommen und es gibt keine Weiden mehr für die Tiere. Es fühlt sich so an, wie das Ende der Welt.“
James Shanbule lebt auch in dieser Region und auch ihn und seine Familie hat die Dürre hart getroffen. James ist 46 Jahre alt. Drei Frauen und elf Kinder hatte er, doch während der Dürre haben ihn nun zwei Frauen verlassen, denn die meisten seiner Tiere sind bereits gestorben und er konnte seine Familie nicht mehr versorgen. „Eines meiner Kinder ist bereits während dieser Dürre gestorben. Es ist unglaublich heiß, es gibt kaum noch etwas zu essen oder zu trinken hier. Meine Kinder sind sehr schwach.“ In den letzten sechs Monaten hat sich die Situation der Menschen verschärft. Mittlerweile sind 2,7 Millionen von der Dürre im Norden Kenias betroffen, der Präsident hat den Notstand ausgerufen. Dort, wo die Ressourcen knapp werden, wird der Kampf ums Überleben immer härter geführt. Nicht nur Familien trennen sich, in der Hoffnung, alleine besser zurecht zu kommen. Auch die Gemeinden kämpfen um die letzten Wasserreserven und Weideplätze. Die unterschiedlichen Ethnien sind alle schwer bewaffnet. Darum schult Malteser International die Menschen auch im Konfliktmanagement.
Maabat Lobwangole ist verzweifelt. „Viele Männer laufen weg und lassen ihre Familie alleine. Inzwischen brauche ich vier Stunden, bis ich zu Fuß den nächsten Brunnen erreicht habe, der noch etwas Wasser hat. Meine Schwiegermutter ist gestorben, weil sie zu schwach wurde. Meinen Kindern geht es immer schlechter, weil ich ihnen kaum noch Milch geben kann, denn fast alle meine Tiere sind gestorben und die Wenigen, die noch leben, geben schon lange keine Milch mehr.“
„Im Schatten der Krise im Nahen Osten zeichnete sich seit Längerem in Teilen Afrikas aufgrund der immer verheerender werdenden Dürre eine Katastrophe ab. Jetzt benötigen die Menschen schnell Hilfe, damit sie nicht verhungern“, sagt Roland Hansen, Leiter der Afrika-Abteilung bei Malteser International.
Erfahren Sie mehr über unsere Projekte in Kenia
(22.Februar 2017, Katharina Kiecol)