Nachhaltiges Plastikmanagement in Asien
Dichte Palmen säumen das Ufer, malerisch liegt der Strand in einer kleinen Bucht am Rande der Stadt Agasthiswaram im Bundesstaat Tamil Nadu. Doch die Idylle trügt: Hier an der Südspitze Indiens, wo der Golf von Mannar und das Arabische Meer aufeinandertreffen, ist eines der größten Umweltprobleme Asiens nicht zu übersehen: Im Meer treiben leere Verpackungen, Flaschen und Fischernetze. Die Fischbestände – und damit die Lebensgrundlage vieler Menschen in der Region – sind bereits akut gefährdet.
Umweltverschmutzung stoppen, Armut verringern
Plastikmüll ist ein dringendes Problem in vielen asiatischen Ländern: Mit steigendem Wohlstand nimmt auch der Konsum nach westlichem Vorbild zu – und damit die Nutzung von Plastik als Verpackungsmaterial. Die Systeme für Entsorgung und Recycling des Mülls stecken jedoch meist noch in den Kinderschuhen und in der Bevölkerung fehlt es an Wissen über die schädlichen Auswirkungen von Plastikmüll in der Natur. In der Folge landet der Abfall oftmals einfach auf der Straße. Das wird zunehmend zum Problem: Ganze Städte, Flüsse und Küstenregionen versinken im Müll.
Studien zufolge sind aktuell fünf asiatische Länder für mehr als 60 Prozent des Plastikmülls verantwortlich, der in den Weltmeeren treibt.
In unseren Projektländern Indien, Indonesien, auf den Philippinen und in Nepal haben wir gemeinsam mit langjährigen lokalen Partnerorganisationen ein neues Projekt gestartet, das sich dem Plastikproblem annimmt und lokale Strukturen zur Müllentsorgung und -verwertung schafft. Gleichzeitig bieten wir damit insbesondere Frauen mit geringem Einkommen neue Möglichkeiten, Einkommen in der Abfallwirtschaft zu erwirtschaften und sich eine selbstbestimmte Zukunft aufzubauen.
Ein Einkommen für Suthas Familie
In Gruppen von bis zu 15 Personen erarbeiten die Teilnehmerinnen für ihre Gemeinde umsetzbare Konzepte zum Abfallrecycling und unterstützen sich gegenseitig bei der Umsetzung. Dabei werden die Frauen in die gesamte Wertschöpfungskette des Plastikrecyclings eingebunden. Sie klären ihre Gemeinden über die Vorteile von „Reduce, Reuse, Recycle“ auf, managen lokale Abfallsammelstellen und unterhalten Recycling-Werkstätten. Wir unterstützen die „Womenpreneurs4plastic“-Gruppen mit Trainings, um ihre technischen Fähigkeiten und generellen Kenntnisse über Produktauswahl, Qualität, Marketing, Entrepreneurship zu verbessern. Die Frauen erwirtschaften auf diese Weise nachhaltig Einkommen, lernen unternehmerisches Handeln und schützen gleichzeitig die Umwelt.
Sutha ist eine der 15 Teilnehmerinnen in einer der ersten Projektgruppen in Indien. Im Bundesstaat Tamil Nadu unterstützen wir Gruppen in rund 20 Dörfern nahe der Küste im Bezirk Kanniyakumari. Die 38-Jährige ist seit dem Tod ihres Mannes alleine für den Unterhalt ihrer Familie verantwortlich. Sie hat einen 13-jährigen Sohn und eine elfjährige Tochter. „Ich habe keine Unterstützung – weder durch die Familie meines verstorbenen Mannes noch durch meine eigene“, sagt sie. Sie ist zuversichtlich über die Mitgliedschaft in der Unternehmerinnengruppe nun endlich mehr Geld zu verdienen und ihre Kinder besser versorgen zu können.
(Januar 2022)