Das Plastikproblem: Übermäßiger Verbrauch und Umweltverschmutzung
Der übermäßige Verbrauch von Plastik und die Verschmutzung durch Plastik ist weltweit ein immer größer werdendes Problem, das negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie auf die Umwelt hat. Viele Länder Asiens, so auch Indien, Philippinen, Indonesien und Nepal, sind hiervon aufgrund der raschen Verstädterung und aufstrebenden Entwicklung besonders betroffen: ganze Städte, Flüsse und Küstenregionen versinken im Plastikmüll. COVID-19 hat die Situation durch den erhöhten Verbrauch von Masken, Desinfektionsmittelflaschen und Verpackungen für Online-Lieferungen noch verschärft. Die Ursachen des hohen Plastikverbrauchs und der Plastikverschmutzung sind vielfältig:
Das Wissen der Menschen über die schädlichen Auswirkungen von Plastikmüll sind ungenügend.
Viele Menschen in unseren Projektgebieten wissen nicht, welche gravierenden Auswirkungen Plastik- und Mikroplastik auf die Gesundheit für Mensch und Tier, die Umwelt und die eigenen Lebensgrundlagen hat. Insbesondere marginalisierte Gruppen, informelle Siedler und Siedlerinnen und sehr arme Menschen sind bisher kaum mit Umweltthemen in Berührung gekommen.
Die Einstellung der Bevölkerung und ihr Verhalten bezüglich Plastikverbrauch und Plastikentsorgung führt zu einer enormen Verschmutzung der Städte, Dörfer, Flüsse und Küsten.
In vielen asiatischen Ländern sind ein Großteil der Lebensmittel, Hygieneartikel und Konsumgüter in Plastik verpackt, oft in kleinen Tütchen, damit auch die ärmere Bevölkerung sich die Portionen leisten kann. Häufig wird der Plastikabfall auf der Straße oder in die Flüsse entsorgt. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit und Möglichkeit der Verringerung von Plastik fehlt, was zu großen Mengen an unsachgemäß entsorgtem Abfall führt.
Es fehlt an Plastiksammelstellen und Kunststoffrecycling-Anlagen auf lokaler Ebene und es bestehen nur geringe Anreize für die Bevölkerung Plastikmüll dort zu entsorgen. Plastik wird zudem als Abfall betrachtet und nicht als Rohstoff genutzt.
Die lokalen Infrastrukturen für die Abfallbewirtschaftung sind schwach, nahegelegene Systeme zur Entsorgung von Kunststoffabfällen fehlen. Vorhandene Recyclinganlagen haben in der Regel eine industrielle Größe. Sie sind daher nur in der Nähe von Ballungsgebieten zu finden. Durch die hohen Transportkosten zu diesen Anlagen und die vielen Zwischenhändler sind die Einkommen der informellen Müllsammlerinnen und Müllsammler sehr gering. Es mangelt also an Anreizen, den Plastikmüll zu sammeln und diesen zu Sammelstellen oder Recycling-Anlagen zu bringen. Ideen, wie auf lokaler Ebene aus Plastik nützliche Produkte aus recycelten oder up-gecycelten Materialien produziert und vertrieben werden können, werden bislang selten umgesetzt.
Prekäre Situation von armen und marginalisierten Frauen
Viele Frauen leben in unseren Projektländern Indien, Indonesien, Nepal und auf den Philippinen unter äußerst prekären Bedingungen. Trotz der formellen Gleichstellung von Frauen in diesen Ländern sind sie immer noch häufiger und stärker von Armut betroffen als Männer.
Gerade in städtischen Slums und in ländlichen Gebieten gibt es kaum lukrative Einkommensmöglichkeiten für Frauen, da ihnen nur selten unternehmerisches Wissen vermittelt wird und der Zugang zu Produktionsmitteln und Krediten verwehrt bleibt. Viele Frauen arbeiten daher im informellen Sektor und erhalten unregelmäßiges, niedriges Einkommen.
Frauen sind gleichzeitig häufig diejenigen, die für die Sauberkeit in ihren Dörfern oder Stadtteilen sorgen. Werden diese freiwilligen Abfallmanagement-Tätigkeiten formalisiert und bezahlt, sind es jedoch überwiegend Männer, die bei Müllunternehmen Anstellung finden oder selbst unternehmerisch tätig werden. Somit beschränkt sich das Engagement von Frauen im Bereich Hygiene und Müllentsorgung meist auf unentgeltliche Gemeindetätigkeiten und die Arbeit als informelle Müllsammlerinnen. Ein ausreichendes Einkommen können sie bislang nicht mit der Ressource “Plastik” generieren.