Thailand/Myanmar: Integration und Rückkehr fördern
Yaw Eah Pow (24) war gerade einmal fünf Jahre alt, als ihre Eltern mit ihr vor der Gewalt in ihrer Heimat Myanmar flohen. Vier Monate lang versteckten sie sich in den Wäldern vor ihren Verfolgern, hatten kaum etwas zu essen und lebten in ständiger Angst, bevor sie über die Grenze nach Thailand flüchteten. Heute ist Yaw Eah Pow verheiratet, hat selbst vier Kinder und lebt noch immer im Camp Mae La Oon in Thailand.
Wie viele andere auch, kennen Ya Eah Pows Kinder nur das Leben im Camp. Doch Yaw Eah Pow ist froh, dass ihre Kinder hier im Lager sicher und gesund aufwachsen können: »Dank der Malteser haben wir sogar ein Hospital, wo meine Kinder und ich kostenlos behandelt werden. Auch während meiner Schwangerschaften wurde ich hier bestens betreut«, erzählt sie. Ihr größter Wunsch allerdings ist es, eines Tages mit ihrer Familie in ihre Heimat zurückkehren und ein Leben in Frieden und mit Ausbildungsperspektiven für ihre Kinder sowie Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten für sich und ihren Mann führen zu können.
Wie Yaw Eah Pow und ihre Familie leben noch immer rund 100.000 Angehörige ethnischer Minderheiten, die vor Übergriffen der Militärregierung und bewaffneten Konflikten in Myanmar geflohen sind, in den aktuell neun thailändischen Lagern entlang der Grenze. Viele sind schon seit Jahrzehnten hier und haben den Großteil ihres Lebens in den Camps verbracht, die meisten von ihnen als »unregistrierte« Flüchtlinge. Die Campbewohner dürfen die Lager nicht verlassen und haben kaum Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Internationale Hilfsorganisationen kümmern sich um ihre Grundbedürfnisse. Die thailändische Regierung garantiert die Sicherheit der Flüchtlinge. Malteser International hilft seit 1993 bei ihrer Versorgung in den Camps in Thailand. Seit 2012 sind wir auch im Staat Kayin (Karen) in Myanmar tätig, um die Bedingungen für eine mögliche Rückkehr der Flüchtlinge zu verbessern.
Hilfe diesseits und jenseits der Grenze
Mit unseren Projekten verfolgen wir einen dreigleisigen Ansatz:
1. Wir stellen sicher, dass für eine Gesundheits-, Wasser- und Sanitärversorgung für die Flüchtlinge in den Camps gesorgt ist, bilden diese zu Krankenschwestern und -pfleger, Hebammen und Gesundheitshelfern aus und fördern ihr Selbsthilfepotenzial.
2. Wir stärken das thailändische Gesundheitssystem mit unseren Ausbildungsangeboten und steigern die Aufnahmekapazitäten in den Dörfern, damit die in Thailand verbleibenden Flüchtlinge gut integriert werden können.
3. Wir verbessern die Gesundheits-, Wasser- und Sanitärversorgung in grenznahen Dörfern in Myanmar, da die Chancen auf eine Heimkehr der Flüchtlinge mit dem Demokratisierungsprozess in Myanmar immer wahrscheinlicher werden.
Hilfe von Rückkehrern für Rückkehrer
Die soziale Infrastruktur in unserem dortigen Projektgebiet im Staat Kayin ist unter anderem infolge des seit 1948 andauernden Konflikts zwischen der Karen National Union und Regierungstruppen stark unterentwickelt. Die Region gilt als eine der ärmsten in Myanmar.
»Malaria, Dengue-Fieber, Durchfall- und Atemwegserkrankungen sowie Tuberkulose sind weit verbreitet und führen in vielen Fällen zum Tode. Es fehlt an Medikamenten und qualifiziertem medizinischem Personal, die Kosten für eine ärztliche Behandlung kann sich niemand leisten. Auch die Wasser- und Sanitärversorgung in den Dörfern und Schulen ist völlig unzureichend«, berichtet Kyaw Lain, der für Malteser International in Kayin als Gemeindegesundheitshelfer arbeitet. Im Januar 2015 kehrte er nach Myanmar zurück, nachdem er 13 Jahre lang als Flüchtling in einem der von uns betreuten Lager in Thailand gelebt hatte. Seine Frau und seine drei Kinder will er nachholen, sobald er sich in Myanmar eine sichere Existenz aufgebaut hat.
Um die Dörfer an der Grenze auf die Aufnahme der rückkehrenden Flüchtlinge vorzubereiten, setzen wir uns hier für verbesserte Lebensbedingungen ein. Derzeit sind wir in 114 Dörfern tätig und bauen beispielsweise Gesundheitsposten und Schulen, die wir mit Sanitäranlagen und einer sicheren Trinkwasserversorgung ausstatten. Darüber hinaus kümmern wir uns um eine bessere Gesundheitsversorgung in der Region.
Gesundheit für Mutter und Kind
Ein Beispiel dafür ist unsere Arbeit speziell für Mütter und Kinder. Um die hohe Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit zu senken, sind Hebammen wie Hto Lwe Htoo im Einsatz. Auch die 26-Jährige hat zehn Jahre lang in einem Flüchtlingslager in Thailand gelebt.
»Dort haben mich die Malteser ausgebildet, und ich habe zunächst vier Jahre lang als Hebamme im Camp gearbeitet, bevor ich Anfang 2015 nach Myanmar zurückkehrte«, erzählt sie. »Zusammen mit vier weiteren Hebammen betreuen wir täglich bis zu 50 Frauen und Mütter. Inzwischen gibt es in 114 Dörfern so genannte Mutter-Kind-Gruppen, wo wir mit den Frauen über Themen wie Risikoschwangerschaft, sichere Geburt, gesunde Ernährung, Impfungen u. ä. sprechen, uns ihre Probleme anhören und sie beraten.« 20 bis 50 Frauen kommen regelmäßig zu diesen Treffen. Hto Lwe Htoo ist stolz darauf, einen Beitrag leisten zu dürfen, damit sich die Gesundheitsversorgung für die Menschen in ihrer Heimat verbessert. Zweimal im Jahr kehrt sie nach Thailand zurück, um ihre Mutter und Schwestern zu besuchen, die dort immer noch im Camp leben. Ihr größter Wunsch: ein Leben in Frieden zusammen mit ihrer Familie in ihrer Heimat Myanmar.
Eine Übersicht über unsere länderübergreifenden Projekte in Thailand und Myanmar finden Sie hier:
Zahlen und Fakten:
In Thailand unterstützen wir:
- 6 Gesundheitsstationen
In Myanmar unterstützen wir:
- 3 Gesundheitsstationen
- 1 mobile Klinik
- Unterstützung des lokalen Gesundheitssystems
(Stand Mai 2016)